Das vergangene Jahr war in Österreich für Konsumenten das teuerste seit 1974, als die erste Ölpreiskrise die Teuerung auf 9,5 Prozent schnellen ließ. Der Oktober 2022 war der teuerste Monat seit mehr als 70 Jahren – damals trieb der Koreakrieg die Inflation in den USA und damit auch in Österreich in die Höhe. Im August 1951 lag sie bei 42,6 Prozent.
Teure Lebensmittel
Ganz so schlimm ist es im vergangenen Jahr dann zum Glück doch nicht gekommen. Die Jahresinflation lag laut Statistik Austria bei 8,6 Prozent, am höchsten war sie im Oktober mit elf Prozent. Seither geht sie wieder langsam zurück. Doch was genau hat das Leben in Österreich 2022 so sehr verteuert?
Ein starker Treiber war die Haushaltsenergie mit einer Preissteigerung von 36,8 Prozent. Allein Gas legte um 80,8 Prozent zu. Im Bereich Verkehr gab es eine Verteuerung um 16,2 Prozent, die Spritpreise stiegen besonders stark (siehe Grafik). Die höheren Kerosinpreise machten auch das Fliegen deutlich teurer.
Am bittersten dürften für die meisten Konsumenten aber die teils heftigen Anstiege bei Lebensmitteln gewesen sein. Und hier waren gerade die Grundnahrungsmittel am stärksten betroffen, allen voran Butter, Brot, Mehl, Fleisch, Milch, Käse und Eier. Auch bei Ölen und Fetten gab es Teuerungsraten im zweistelligen Bereich.
Nur ein kleiner Trost
Anders als beim Gaspreis haben sich die Lebensmittelpreise kontinuierlich erhöht – die schlechte Nachricht: Dieser Trend hat sich noch nicht abgebremst. Der Gaspreis ist dagegen inzwischen deutlich zurückgegangen, auch der Ölpreis hat sich am Weltmarkt beruhigt.
Nur ein kleiner Trost können die wenigen Preisdämpfer sein, zu denen 2022 der öffentliche Verkehr – dank des Klimatickets – sowie Mobiltelefone und Physio- bzw. Psychotherapie zählten. Die Strompreise stiegen dank der Strompreisbremse viel weniger, als befürchtet wurde.
Mehrere Gründe sprechen dafür, dass Österreich auch im neuen Jahr eine hohe Inflationsrate erhalten bleiben wird. Laut Schätzung der Oesterreichischen Nationalbank ist für 2023 mit einer Inflationsrate von 6,4 Prozent zu rechnen.
Fünf Treiber
Laut Statistik Austria gibt es fünf Einflussfaktoren, die die Inflation oben halten werden. Dazu zählen protektionistische Tendenzen, die den Freihandel einschränken, die Klimakrise, die – politisch gewollt – die Preise für Energie steigen lassen wird, und der Fachkräfte- und Arbeitermangel. Derzeit stehen den 73.400 gemeldeten Arbeitslosen 218.100 gemeldete offene Stellen beim Arbeitsmarktservice gegenüber.
Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden 2023 noch zu spüren sein, unter anderem in gestörten Lieferketten und Verknappungen auf der Angebotsseite. Und nicht zuletzt wird der Krieg in der Ukraine weiter für Verunsicherung und höhere Energiekosten sorgen.
Einzig positiver Aspekt: Die lockerere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird sich noch stärker bemerkbar machen. Zinsschritte schlagen sich meist zehn bis zwölf Monate später inflationssenkend nieder.
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