Bank Austria: Inflation wird 2023 auf 6,5 Prozent sinken

Bank Austria: Inflation wird 2023 auf 6,5 Prozent sinken
Rückläufige Energiepreise sollen den Preisauftrieb dämpfen, so UniCredit-Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Österreich dürfte heuer knapp an der Rezession vorbeischrammen. Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria orten ein gesunkenes Risiko dafür und rechnen für 2023 mit einer stagnierenden Wirtschaft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll um 0,3 Prozent geringfügig steigen, nachdem es 2022 um 4,8 Prozent zugelegt hat, wie die Konjunkturexperten am Montag bekanntgaben. Die Inflation dürfte heuer von 8,6 Prozent auf 6,5 Prozent sinken, ehe sie sich 2024 auf 3 Prozent beruhigt.

Rückläufige Energiepreise sollen den Preisauftrieb dämpfen. Allerdings ließen relativ hohe Lohnabschlüsse, die fiskalischen Maßnahmen zur Stützung der Kaufkraft und Zweitrundeneffekte der gestiegenen Energiekosten die Teuerung heuer und im kommenden Jahr nur zögerlich sinken. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte sich der Trend verstärken.

Bis Mitte 2023 werden die Zinsen den Ökonomen zufolge voraussichtlich weiter nach oben gehen - die Geldpolitik dürfte "weiter verschärft" werden. Da die jüngste Verlangsamung der Inflation ausschließlich auf die Energiepreisentwicklung zurückzuführen gewesen sei, während die Kerninflation in Österreich und im gesamten Euroraum weiter zunehme, werde die Europäische Zentralbank (EZB) die Zügel der Geldpolitik 2023 voraussichtlich weiter anziehen.

"Wir gehen mittlerweile von einer stärkeren Anhebung der Leitzinsen als bisher aus - der Refinanzierungssatz wird Mitte 2023 voraussichtlich erst bei 4 Prozent und der Einlagensatz bei 3,50 Prozent den Höhepunkt erreichen", so UniCredit-Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer heute, Montag, in einer Aussendung. "Mit den erwarteten weiteren Zinsanstiegen bis zum Sommer dürften die Leitzinsen in Österreich dann innerhalb eines Jahres so stark gestiegen sein wie noch nie seit 1945."

Trendwende wird erst 2024

Eine Trendwende wird erst im Jahresverlauf 2024 erwartet. Eine Senkung der Leitzinsen um 75 Basispunkte sehen die Ökonomen dann für die zweite Jahreshälfte des kommenden Jahres.

Das Wirtschaftswachstum soll den Prognosen zufolge nächstes Jahr mit einem Plus von 1,2 Prozent "eine zähe Erholung" zeigen. Damit werde die heimische Wirtschaft zumindest eine etwas höherer Dynamik als der Euroraum aufweisen können. Für den Euroraum erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria für 2024 einen BIP-Anstieg von 1,0 Prozent. Das schwierige globale Umfeld und die veränderten Finanzierungsbedingungen würden ab dem heurigen Frühjahr auch in Österreich "nur ein moderates Erholungstempo zulassen".

Der Arbeitsmarkt soll indes stabil bleiben - mit kontinuierlichen Arbeitslosenraten von heuer voraussichtlich 6,4 Prozent. Einer spürbaren Verschlechterung steht der akute Fachkräftemangel gegenüber.

"Die Konjunkturstimmung in Österreich bleibt angespannt, hat sich rund um den Jahreswechsel jedoch zu verbessern begonnen", teilte Bruckbauer mit Blick auf den Dienstleistungsbereich mit. Die Eintrübung in der Industrie habe sich allerdings fortgesetzt. Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Dezember auf minus 2,5 Punkte.

Verringerung der Rezessionsgefahr

Mit durchschnittlich minus 2,7 Punkten im Schlussquartal 2022 signalisiert der Konjunkturindikator laut Institut zwar eine Abschwächung der Konjunktur zum Jahresausklang, ein möglicher Einbruch sei jedoch ausgeblieben. "Die österreichische Wirtschaft zeigte sich diesen Winter bisher sehr widerstandsfähig gegenüber den Belastungen durch die globale Konjunkturabschwächung und den Folgen der hohen Inflation", betonte Bruckbauer. Die staatlichen Unterstützungen und der überraschend starke Rückgang der Energiepreise hätten für eine "geringfügige Entspannung" gesorgt. "Wir gehen für diesen Winter zwar weiter von einer leicht rückläufigen Wirtschaftsentwicklung aus, aber die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in Österreich ist mittlerweile spürbar gesunken", so der Chefökonom.

Der Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators zum Jahreswechsel und die damit signalisierte Verringerung der Rezessionsgefahr für die österreichische Wirtschaft sei hauptsächlich auf die Verbesserung der Konjunkturstimmung im Dienstleistungssektor zurückzuführen. "Ein weitgehend zufriedenstellendes Weihnachtsgeschäft im Handel und die gute Buchungslage im Tourismus hat die pessimistischen Erwartungen etwas aufgehellt."

Die Stimmung in Dienstleistungssektor sei im Gleichschritt mit der Konsumentenstimmung zum Jahreswechsel leicht nach oben gegangen. Auch in der Bauwirtschaft hätten sich die Geschäftserwartungen verbessert. Einzig in der heimischen Industrie habe sich die Stimmung erneut eingetrübt.

Verlangsamung der Inflation

"Während aus dem Euroraum und Osteuropa überwiegend Anzeichen einer Verbesserung erkennbar waren, belastete die Entwicklung vor allem in China die Konjunkturerwartungen der heimischen Industrie", so UniCredit-Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Nach starken Auftragseinbrüchen und aufgrund von Sorgen über die Kostenentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit liege die Industriestimmung in Österreich mittlerweile "deutlich im pessimistischen Bereich".

Mit der Verlangsamung der Inflation sollte im Frühjahr in Österreich eine Erholung der Konjunktur einsetzen. Das Tempo der Erholung werde maßgeblich durch die Entwicklung der Inlandsnachfrage bestimmt werden. Die Vielzahl an staatlichen Unterstützungsmaßnahmen, wie die Abschaffung der kalten Progression, die Strompreisbremse und der Energiekostenzuschuss "sorgen für eine Entlastung der Haushalte und der Unternehmen und werden den privaten Konsum und die Investitionstätigkeit stützen".

Doch trotz der Unterstützungen durch Fiskalhilfen werde sich "im angespannten Konjunkturumfeld nach unserer Einschätzung ab dem Frühjahr nur ein langsames Erholungstempo durchsetzen, da die Finanzierungsbedingungen belasten werden", erwartet Pudschedl.

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