Bei der Zillertalbahn hält man bis jetzt an der Umstellung auf Wasserstoff fest, Universitäten sollen das Projekt noch mal prüfen. In Niedersachsen, Deutschland, ist man bereits zwei Schritte weiter – und rudert zurück. Vor einem Jahr nahm dort die erste Wasserstoff-Bahnverbindung der Welt den Regelbetrieb auf. Bund und Länder haben dafür 93 Millionen Euro aufgewendet, das Zwischenergebnis ist ernüchternd.
„Akku-Züge sind im Betrieb günstiger“ heißt es in einer Presseaussendung, die zuständige Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) will deswegen in Zukunft nicht auf Wasserstoff, sondern batterie-elektrische Antriebe setzen. Neue Züge sind bereits bestellt. Das Bundesland Baden-Württemberg kommt in einer Untersuchung sogar zu dem Schluss, dass ein Wasserstoffzug über einen Zeitraum von 30 Jahren um 80 Prozent teurer wäre, als eine Elektrifizierung mit Akkus.
Bei den ÖBB gibt's "aktuell keine Pläne"
Abgeschrieben hat man Wunderwuzzi Wasserstoff auch bei der ÖBB, zumindest vorläufig. „Aktuell gibt es keine Pläne, Wasserstoffzüge zu beschaffen“, heißt es auf Anfrage des KURIER. Bereits vor drei Jahren hat das Unternehmen den Alstom Coradia iLint getestet, der auch in Niedersachsen zum Einsatz kommt. Durchgesetzt hat sich auch hier die Batterie: „Wir als ÖBB haben uns entschieden, als Ersatz der Dieselfahrzeuge auf Akkutriebzüge zu setzen.“
Waren die Berechnungen für den Einsatz für Wasserstoff auf der Schiene schlicht zu optimistisch? Generell könne man das nicht beantworten, meint Alexander Trattner vom Wasserstoff-Forschungszentrum HyCentA in Graz. Aus den bisherigen Erfahrungen könne jedenfalls nicht geschlossen werden, „dass batterieelektrische Züge immer kostengünstiger sind“, sagt er zum KURIER.
„Wasserstoffzüge eignen sich besonders gut bei mittleren bis längeren Strecken, da sie im Vergleich zu batterieelektrischen Zügen eine größere Reichweite und schnelle Betankung bieten“, sagt Trattner. Bei stärker befahrenen Strecken eignen sich Oberleitungen besser. Diese müssten aber entlang der gesamten Strecke gebaut werden, dem Wasserstoffzug genügen als Infrastruktur hingegen Tankstellen und eine ausreichende Wasserstoffversorgung. Insbesondere in Regionen mit einer hohen Erneuerbaren-Stromproduktion könnte Wasserstoff billiger werden, wenn die Elektrolyse aus Erzeugungsüberschüssen dort zur Netzstützung beiträgt.
In Italien haben die Regionen Sardinien und Kalabrien gerade beschlossen, Wasserstoffzüge des Schweizer Herstellers Stadler zu kaufen. Auch andere Staaten haben den Wasserstoffzug nicht aufgegeben, auch außerhalb Europas: China und Indien entwickeln eigene Züge und vermelden ambitionierte Leistungsdaten. In Indien sollen 2024 reguläre Wasserstoff-Zugverbindungen aufgenommen werden.
Getestet wird auch in Japan, das eine gesamtwirtschaftliche Wasserstoffstrategie verfolgt. Kommerzieller Betrieb ist dort allerdings erst 2030 vorgesehen. Trattner ist optimistisch, was den Einsatz der Technologie betrifft: „Der Technologiefortschritt ist in der Wasserstofftechnologie sehr groß und daher sinken die Kosten kontinuierlich, während die Effizienz und die Lebensdauer der Brennstoffzellen weiter steigen.“
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