Was die US-Midterms für die Börse bedeuten
Die Stimmung zwischen Demokraten und Republikanern in den USA ist alles andere als gut. Zuletzt hat sich der ehemalige US-Präsident Donald Trump von den Republikanern als Nachfolger von Präsident Joe Biden ins Spiel gebracht. Seine Kandidatur sei „sehr, sehr, sehr wahrscheinlich“, so Trump.
Worauf die Zwischenwahlen – sie stehen immer in der Mitte der Amtsperiode eines Präsidenten – auch Einfluss haben (können): Auf die Börse. Grundsätzlich sei die Prognose bei der Frage, wie sich die Midterms auf die Kapitalmärkte auswirken, im Vorfeld der Zwischenwahlen aber doppelt schwierig, sagt Monika Rosen, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft, zum KURIER. Denn zum einen muss man den Ausgang der Wahl richtig voraussagen, und zum anderen eben deren Auswirkungen.
Positive Phase häufig
Was sich aus der Vergangenheit jedenfalls sagen lässt: Die Midterms leiteten in aller Regel eine positive Phase in den darauffolgenden sechs bis zwölf Monaten an den Märkten ein – mit ganz wenigen Ausnahmen.
Ob das auch diesmal so sein wird? Es gibt unterschiedliche Stimmen. Die einen sagen, dass ein Dreh ins Positive absehbar ist. „Es ist die Frage, inwieweit die Midterms dann dafür verantwortlich sind“, sagt Rosen Denn nach derartig starken Korrekturen, wie sie heuer an den Aktienmärkten sichtbar waren – der Nasdaq beispielsweise ist seit Jahresbeginn 30 Prozent im Minus – ist die Wahrscheinlichkeit natürlich groß, dass es einen Gegentrend geben wird. „Wir erleben gerade ein sehr, sehr schlechtes Aktienjahr “, so Rosen.
„Es kann also durchaus sein, dass im kommenden Jahr der Turnaround kommt.“ Und: Bei den Ölpreisen gibt es schon eine leichte Entspannung, zumindest ist man nicht mehr auf den Rekordniveaus. Die Unsicherheiten aus dem Ukraine-Krieg scheinen auch etwas verdaut, der Konsum hat sich erholt. Die große Unbekannte hier ist, wie es mit der Inflation weitergeht.
Gegenmeinung
Andere Stimmen sagen aber sehr wohl, dass die aktuellen Unsicherheiten – allen voran eine drohende Rezession – schwerer wiegen als ein möglicher positiver Effekt, den die Midterms für die Märkte bringen könnte.
Und welche Branchen profitieren von einem Sieg der Republikaner, welche von einem der Demokraten? Beide Seiten würden für Energieunabhängigkeit, Cybersecurity und Rüstung Geld in die Hand nehmen, konstatiert Monika Rosen – das Rüstungsthema sei aktuell en vogue. Bei der Energieunabhängigkeit gebe es Unterschiede in der Auslegung. „Gewinnen die Republikaner, gebe es einen Rückschlag für das ESG-Thema“, erklärt Rosen. Die Demokraten würden außerdem etwa Steuern für Multinationals vorantreiben, während bei den Republikanern die Beziehungen zu China noch stärker auf den Prüfstand kämen – Stichwort Chipkrieg.
Spannender Effekt
Einen weiteren interessanten Effekt nennt Patrick A. Kaiser, langjähriger Experte bei JP Morgan: Gibt es eine politische Patt-Stellung, sei das in der Regel nicht so schlecht für Aktienmärkte, wie man auf den ersten Blick glauben würde. „Wenn beide, Repräsentantenhaus und Senat, an die Republikaner gehen, dann haben wir, wie man sagt, eine lame duck im White House. Das bedeutet, Joe Biden hat keine Chance, etwas zu tun. Umgekehrt wird auch wegen des Vetorechts des Präsidenten in den beiden Häusern nichts passieren.“ Historisch gesehen sei „interessanterweise“ die Zeit von lame duck die Zeit, „in der man die besten Aktienmärkte hat“, sagt Kaiser.
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