Was die Öl-Förderkürzung für die Spritpreise bedeutet

Preisvergleiche zahlen sich beim Tanken aus.
Die in der Allianz OPEC+ verbündeten Staaten wollen die Produktion um zwei Millionen Fass pro Tag senken.

Die Allianz der erdölexportierenden Staaten OPEC+ hat am Mittwoch in Wien beschlossen, die Produktion zu drosseln. Täglich sollen zwei Millionen Fass (je 159 Liter) gefördert werden. Der KURIER ist der Frage nachgegangen, wie sich das an der Zapfsäule auswirkt.

Die Exporteursallianz hat mit den Förderkürzungen auf den weltweiten Rückgang der Ölpreise in den letzten Monaten reagiert. Da sich die Konjunkturaussichten weltweit eingetrübt haben, rechnen viele Beobachter mit einer niedrigeren Nachfrage von Energieträgern. Die Verknappung des Angebots soll den Preis zumindest stabilisieren.

Die 23 Staaten umfassende Allianz produziert für 40 Prozent des weltweiten Öl-Angebots. Die globale Nachfrage von Öl liegt bei etwa 100 Millionen Fass pro Tag. Der Beschluss des Ölförderkartells reduziert das weltweite Angebot also um etwa 2 Prozent. An den Märkten wurde der Entschluss vom Mittwoch offenbar schon vorhergesehen – und eingepreist. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent, der in der letzten Septemberwoche auf etwa 85 US-Dollar gefallen war, stieg bereits bereits vor Bekanntgabe der Entscheidung wieder auf 92 Dollar. Donnerstagmittag lag er bei 93,54 Dollar.

Doch was bedeutet das für die Autofahrer? Der Ölpreis wirkt sich nicht unmittelbar beim Spritpreis aus, denn es kommen noch weitere Kosten dazu, etwa für Transport, Raffinerie, Personal und Lagerung - und am Ende auch noch Steuern und Abgaben. Die großen Ölkonzerne arbeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette und zahlen natürlich keine Börsenpreise – weder für das Öl, das sie selber fördern, noch, wenn sie es etwa in langfristigen Verträgen zukaufen. Die Preise von Benzin und Diesel entstehen auf dem Großhandelsmarkt für Treibstoffe.

Zur Sicherheit volltanken

Beim Autofahrerclub ARBÖ erwartet man kurzfristig keine Auswirkungen auf den Spritpreis. Sollten die Ölpreise in den kommenden Wochen nicht nur stabil bleiben, sondern steigen, werde sich das erfahrungsgemäß aber niederschlagen. Ob das eintritt sei in Anbetracht der starken Schwankungen aber schwer abzusehen. "Es macht durchaus Sinn, noch mal vollzutanken", sagt ein ARBÖ-Sprecher zum KURIER.

Für die hohen Öl- und Spritpreise im vergangenen Frühling und Frühsommer gibt es mehrere Gründe. Zum einen der Vorstoß der EU-Staaten, auf Importe auf Russland als Lieferant zu verzichten, aber auch logistische Engpässe und der Unfall in der OMV-Raffinerie Schwechat. Aber auch die Höhe der Raffineriemargen spielt eine Rolle. Laut einem Bericht der Bundeswettbewerbsehörde (BWB) haben sich diese im ersten Halbjahr 2022 verdreifacht. Die Bundesregierung hat auf Antrag der Arbeiterkammer (AK) eine Sprit-Preiskommission eingerichtet. Wann es ein Ergebnis gibt, steht noch nicht fest. Beim ARBÖ erwartet man sich davon jedenfalls "Maßnahmen, die die Kraftfahrer entlasten", weil die Kunden offenbar "über Monate zu viel für Treibstoffe bezahlt haben".

Dass ein Liter Diesel derzeit im österreichweiten Schnitt mit 2,014 Euro deutlich teurer ist als ein Liter Benzin mit 1,754 Euro, liegt daran, dass Europa beim Diesel Netto-Importeur ist. Einschränkungen auf den Lieferketten führen zu einem niedrigen Angebot bei ungebrochen hoher Nachfrage.

Kommentare