Diesel könnte knapp werden

Diesel könnte knapp werden
Der österreichische Mineralölproduktemarkt befindet sich derzeit in einer Ausnahmesituation. Einzelnen Tankstellen dürfte der Diesel ausgehen.

"Derzeit kein Dieselkraftstoff verfügbar. Wir arbeiten daran, die Versorgung so schnell wie möglich wieder für Sie herzustellen", heißt es auf einem Aushang an einer OMV-Tankstelle in Niederösterreich. Doch das ist kein Einzelfall mehr.

In den vergangenen Tagen ist es bei Tankstellen in verschiedenen Bundesländern zu Engpässen bei Diesel gekommen. "Durch eine herausfordernde Gesamtsituation am Markt ist die Verfügbarkeit von Diesel-Treibstoff im Moment beschränkt. Fallweise kann es im Tankstellennetzwerk daher zu Lieferengpässen kommen", sagt Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbands der Mineralölindustrie in der WKO. "Der österreichische Mineralölproduktemarkt befindet sich derzeit in einer Ausnahmesituation."

Auch der teilstaatliche Mineralölkonzern OMV räumt ein, dass sein Tankstellennetz von Lieferengpässen beeinträchtigt sei. Wie viele Zapfsäulen betroffen sind, kann die OMV derzeit nicht sagen. Es werde aber mit Hochdruck an einer umgehenden Belieferung gearbeitet, um betroffene Tankstellen wieder in Betrieb nehmen zu können. Ursache für den Engpass sind die Produktionsausfälle in der OMV-Raffinerie in Schwechat als auch bei anderen europäischen Raffinerien infolge von "Wartungsarbeiten".

Dazu kommt, dass Europa ein Dieselimportmarkt ist. Im Vorjahr kamen noch 30,9 Millionen Tonnen bzw. zehn Prozent des Diesels aus Russland nach Europa. "Aufgrund der geopolitischen Lage und fehlender russischer Mengen ist weniger Diesel am europäischen Markt verfügbar", so der Fachverband.

Nicht zuletzt durch die Steuerbegünstigung von Diesel gilt Österreich als Dieselland. Fast 60 Prozent werden importiert. Die Versorgung erfolgt per Schiff und Bahn großteils aus Deutschland, aber auch aus der Slowakei, Italien und Slowenien. Was die Einfuhren aus Deutschland betrifft, behindert das Niedrigwasser am Rhein die Diesel-Logistik.

Zu wenige Kesselwaggons

Auch die Bahntransporte sind beschränkt, weil aufgrund des Kriegs in der Ukraine der Transport von Getreide und Kohle vermehrt auf der Schiene stattfindet. "Es stehen auch zu wenige Kesselwaggons zur Verfügung", sagt Doloszeski.

Außerdem sei seit Ende des Sommers die Nachfrage nach Treibstoffen in Österreich gestiegen, weil in Nachbarländern zum Teil Preisregelungen ausgelaufen sind. Das führt zu einer Zunahme des Tank-Tourismus. Aber auch bei Heizöl ist die Nachfrage gestiegen. "Aufgrund der drohenden Engpässe bei der Gasversorgung stellen zahlreiche Unternehmen auf alternative Energieversorgung um, zum Beispiel auf Heizöl", erklärt Doloszeski.

Bereits im Juli hat die Republik Österreich 100.000 Tonnen Diesel aus der sogenannten Pflichtnotstandsreserve freigegeben, um den Teil-Ausfall der Raffinerie in Schwechat abzufedern. Diese Krisenreserve wurde bereits aufgebraucht, obwohl sie bis 15. September reichen hätte sollen. Es sei aus Logistikgründen nicht gelungen, diese Menge zu ersetzen.

Mitte Oktober soll sich die Lage entspannen, denn dann soll die OMV-Raffinerie Schwechat wieder voll laufen.

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