Hohe Spritpreise: Raffinerien verdreifachen Gewinnmargen

Hohe Spritpreise: Raffinerien verdreifachen Gewinnmargen
Wettbewerbshüter orteten keinen Marktmissbrauch.

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine (24. Februar) müssen die Autofahrer auch hierzulande wegen der hohen Spritpreise tief in die Tasche greifen. Laut der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) zahlten die Konsumenten für eine 50-Liter-Tankfüllung (Stand Juni) alleine aufgrund des Anstiegs der Rohölpreise um 13,20 Euro inklusive Mehrwertsteuer sowohl bei Diesel als auch bei Benzin mehr. Zusätzlich zahlten die Konsumenten aufgrund der Steigerung der Bruttomargen der Raffinerien um 11,40 Euro bei einer Tankfüllung Diesel und um 12,60 Euro bei einer Tankfüllung Benzin mehr.

Das ist eines der Ergebnisse einer Branchenuntersuchung der Kartellhüter bei fünf Mineralölkonzernen, die Raffinerien betreiben und Tankstellen unterhalten: OMV, ENI Austria, Shell Austria, BP Austria und die Jet Tankstellen Austria.

Aus dem Abschlussbericht dieser Untersuchung ergeben sich keine unmittelbaren Hinweise auf eine Kartellierung oder einen Marktmachtmissbrauch.

Die BWB hat analysiert, ob die Preisanstiege an den Tankstellen aus der Entwicklung der Rohölpreise allein heraus erklärbar seien.

„Die Ergebnisse zeigen, dass der überwiegende Teil des Preisanstiegs an den Tankstellen auf gestiegene internationale Preisnotierungen für Diesel und Benzin zurückzuführen sind. Internationale Preisnotierungen dienen in Lieferverträgen als Referenzpreise für die Bestimmung von Großhandels- oder Raffinerieabgabepreisen“, so die Wettbewerbsbehörde.

Die Berechnungen haben ergeben, dass in der ersten Junihälfte die Preise für Diesel um rund 36 Cent pro Liter und für Benzin um 41 Cent im Vergleich zur Zeit vor dem Ukraine-Krieg gestiegen sind und die gestiegenen internationalen Preisnotierungen sich von den Rohölpreisen entkoppelt haben.

Die Rohölpreise sind im selben Zeitraum nämlich nur um rund 22 Cent pro Liter gestiegen, heißt es weiter.

Entkoppelung

„Der aus dem Anstieg der Rohölpreise nicht erklärbare stärkere Anstieg der Preise (Entkoppelung) von Diesel und Benzin an den Tankstellen führte über diesen Zeitraum zu einer Verdreifachung der Bruttomargen der Raffinerien“, so die BWB. Zur Erklärung: Die Bruttomarge ist der vorsteuerliche Gewinn eines Unternehmens nach Abzug von Produktions- und Verkaufskosten.

Während bei Diesel der Beitrag an den Bruttomargen um rund 14 Cent pro Liter stieg, waren es bei Benzin rund 20 Cent pro Liter, so die BWB.

Bei den Tankstellen gab es nur im März 2022 erhöhte Bruttomargen. In den Folgemonaten lagen die Bruttomargen nur noch leicht über dem Vorkriegsniveau.

Die Untersuchung der Kartellhüter im Bereich Tankstellen kommt zum Schluss, dass ein fehlender Wettbewerb zwischen den Tankstellen nicht die Ursache für die gestiegenen Tankstellenpreise sei, sondern die Ursache insbesondere in den gestiegenen internationalen Preisnotierungen bzw. auf Ebene der Raffinerien liege.

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