Gas-Sicherheitspolster wird größer, Speicher zu 62 Prozent gefüllt

Gas-Sicherheitspolster wird größer, Speicher zu 62 Prozent gefüllt
Abhängigkeit von russischem Gas laut Politik von 80 auf unter 50 Prozent gesunken. In Deutschland nähert sich Füllstand der 85-Prozent-Marke

Die Gasvorräte werden langsam, aber stetig größer. In den heimischen Speichern sind mittlerweile 59,2 Terawattstunden (TWh) Erdgas eingelagert - damit sind die Speicher zu rund 62 Prozent voll. Die Speichermenge entspricht beinahe zwei Dritteln des Jahresverbrauchs in Österreich, allerdings ist nicht die gesamte gespeicherte Menge für die österreichischen Verbraucher bestimmt. Vollen Zugriff wird die Republik auf die strategische Gasreserve von 20 TWh haben, wovon 8,5 TWh nicht aus Russland stammen.

"Bis 2027 haben wir die Abhängigkeit von russischem Erdgas beendet", zeigt sich Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) in einer Aussendung sicher, auch wenn dafür ein "nationaler Kraftakt" notwendig sei, "jeder und jede soll sich daran beteiligen". In den vergangenen Monaten habe Österreich seine Abhängigkeit von russischem Gas von 80 auf unter 50 Prozent reduziert, heißt es aus dem Ministerium.

Lage etwas entspannt

Im Hinblick auf den bevorstehenden Winter hat sich die Lage im Vergleich zum heurigen Frühjahr etwas entspannt, der Gas-Sicherheitspolster ist deutlich dicker geworden. Dazu beigetragen hat auch, dass dem russischen Speichervermarkter GSA bisher ungenutzte Kapazitäten im Gasspeicher Haidach entzogen und die Vermarktung der RAG übertragen wurden - dieser Speicher wird mit der strategischen Reserve befüllt. Haidach soll noch heuer an das österreichische Marktgebiet angeschlossen werden, bisher dient der Speicher nur zur Versorgung von Verbrauchern in Deutschland.

Deutschland ist weiter

In Deutschland nähert sich der Füllstand der Gasspeicher  inzwischen der 85-Prozent-Marke. Wie am Dienstag aus im Internet veröffentlichten Daten der europäischen Gasspeicher-Betreiber hervorging, lag der Füllstand Sonntagfrüh bei 80,14 Prozent. Der Füllstand wird immer erst mit Verzögerung gemeldet.

Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. Oktober zu mindestens 85 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. November sollen es mindestens 95 Prozent sein. Die zum 1. September vorgeschriebenen 75 Prozent waren mehr als zwei Wochen früher erreicht worden.

Der Geschäftsführer des sogenannten Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE), Torsten Frank, fürchtet, dass Deutschland nicht alle seine Gasspeicher wie gesetzlich gefordert füllen kann, ist aber für private Haushalte zuversichtlich:  "Wir kommen mit dem Einspeichern und Sparen gut voran. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die privaten Haushalte in diesem Winter nicht frieren müssen", sagte Frank der Rheinischen Post.

Gasdiversifizierungsgesetz

Damit das russische Gas schneller durch teureres Gas aus anderen Ländern ersetzt werden kann, sieht das Gasdiversifizierungsgesetz u.a. vor, dass Teile der Mehrkosten vom Bund übernommen werden. Die OMV hat sich dazu wie berichtet 40 TWh Leitungskapazität besichert, um Gas aus Norwegen, Rotterdam und Italien nach Österreich bringen zu können.

Der Gasbedarf soll außerdem reduziert werden, indem Anlagen gefördert werden, die auf andere Energieformen statt Gas zurückgreifen können - im Notfall soll sogar das Kraftwerk Mellach wieder mit Kohle betrieben werden. Um auch die Haushalte zum Sparen zu motivieren, ist zu Beginn der Heizsaison eine groß angelegte Werbekampagne geplant.

Falls die Gaslieferungen aus Russland ganz ausbleiben sollten, kann der Staat Energielenkungsmaßnahmen ergreifen, damit bevorzugt Haushalte, die Nahrungsmittelerzeugung, die Stromversorgung und die Spitäler versorgt werden können.

"Wir befinden uns in einer Situation, wie wir sie seit Bestehen der E-Control noch nie erlebt und zu bewältigen hatten", sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Man habe etliche Datenerhebungen unter Großabnehmern, Fernwärmeunternehmen, Netzbetreibern und Speicherkunden im In- und Ausland durchgeführt und ausgewertet, acht Verordnungen angepasst und vorbereitet. Einige davon seien bereits in Kraft, andere für mögliche Eskalationsstufen vorsorglich ausgearbeitet.

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