„Die Early-Adopter und Überzeugungskäufer haben sich eingedeckt. Nun greifen die Mainstreamkäufer zu, die jedoch härtere Kriterien hinsichtlich Produkt und Preis anlegen. Die europäischen Hersteller werden aktuell in einen Preiskampf gezwungen.“
Die Autobauer am deutschen Markt setzen laut Reiter verstärkt auf Rabatte und gewähren diese auch für E-Autos, um zusätzlich von dem wahrscheinlich anhaltenden Verkaufswachstum zu profitieren. So habe sich der durchschnittliche Preisnachlass im Premiumsegment innerhalb eines Monats um 26,6 Prozent erhöht. Im Juli habe er 13,8 Prozent betragen.
Im mittleren Segment sei der Durchschnittsrabatt um ein Drittel auf elf Prozent gestiegen. Lediglich im Volumenmarkt (mit den höchsten Prämien in Deutschland) seien die Rabatte bei neun bis zehn Prozent weitgehend gleichgeblieben.
Staatliche Prämien laufen aus
Apropos Prämien: In Deutschland laufen diese Ende August für Firmenzulassungen aus. Zwei Drittel der Neuzulassungen entfallen aber auf Firmen. Beobachter rechnen daher mit einem Einbruch der Neuwagenkäufe. Schon im ersten Halbjahr zeigte sich in einem stärkeren Markt ein leichter Rückgang beim Marktanteil. Das könnte die Rabattaktionen zusätzlich anfachen. In Österreich ist die Förderung für den Kauf von neuen Firmen-Pkw bereits ausgelaufen. Private erhalten weiterhin 5.000 Euro.
Die Rabatte belasten laut PwC die Gewinnmargen. Zudem hätten die Preise für Lithium und andere Rohstoffe wieder zugelegt. Die deutschen Autobauer würden in einen Preiskampf gezwungen, den sie nur bestehen könnten, wenn sie Puffer bei den Kosten hätten.
Günstigere Preise in China
Die Rabattoffensive ist somit in Europa angekommen. In China ist sie bereits länger am Laufen. So sind in Deutschland gebaute Stromer PwC zufolge rund 40 Prozent teurer als die gleichen Modelle, die in China gebaut und verkauft werden. Chinas Autobauer verkaufen ihre E-Pkw in Deutschland ebenfalls rund 40 Prozent teurer als in China.
Laut Elektroauto-news.net muss VW den Preis für sein elektrisches Zugpferd id.3 in China nun um 3.000 Euro reduzieren. Je nach Variante sind nun nur noch ab 18.000 bis 19.000 Euro zu zahlen. Zum Vergleich: In Österreich beträgt der Listenpreis mehr als 40.000 Euro (allerdings ist der id.3 in Europa mit einem stärkeren Motor ausgestattet). Das Modell ist in China auch nicht mehr unter den Top 10 der meist verkauften E-Autos im Land. Die Liste wird mit Ausnahme von zwei Tesla-Modellen nur von chinesischen Marken beherrscht. Und auch Tesla musste bereits bei den Preisen (weltweit) nachlassen.
BMW skeptisch
Vielleicht auch deshalb will Mitbewerber BMW den Verbrenner partout nicht abschreiben. „Man kann nicht von heute auf morgen mit dem Verbrennungsmotor aufhören. Werfen Sie doch mal einen Blick auf die Zulassungszahlen in Deutschland oder Europa“, sagte Entwicklungsvorstand Frank Weber im Interview mit der FAZ.
Beim E-Auto gebe es eine Reihe von Herausforderungen – von der Batterieherstellung über die Rohstoffbeschaffung und die Ladeinfrastruktur bis hin zum Recycling.“ Ein Problem sei, dass der Mobilitätswandel in einer relativ kurzen Zeitspanne geschehen soll: „Das umzusetzen, in allen Material- und Energieströmen, dauert seine Zeit, das geht nicht über Nacht.“
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