Die Menge macht’s
Der Hauptgrund für die Bedenken ist die Größenordnung. Facebook zählt 2,38 Milliarden regelmäßige Nutzer. Macht nur ein Bruchteil von Libra Gebrauch, dann stellt das alle anderen Digitalgeld-Projekte in den Schatten. Zum Vergleich: Die Zahl virtueller Bitcoin-Geldbörsen liegt bei 40,5 Millionen.
Image-Probleme
Beim Hearing des Libra-Verantwortlichen David Marcus vor den Kammern des US-Kongresses wurde deutlich: Facebook hat sogar in seiner Heimat USA einen schlechten Ruf. Das ist wohl der Grund, warum 27 etablierte Partner – darunter Mastercard, Visa, PayPal, Vodafone, Booking.com oder Uber – an Bord der „Libra Association“ geholt wurden, die die Währung künftig managen soll.
Geldwäsche
Die G7 pochen darauf, dass eine Digitalwährung wie Libra den höchsten regulatorischen Standards gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genügen müsse. Das ist die Kehrseite der Anonymität und des Libra-Credos, dass Geld senden weltweit künftig „so einfach wie ein SMS“ funktionieren soll.
Datenschutz
Diesen Vorbehalt muss sich Facebook selbst zuschreiben. Der Skandal, dass die Daten von 87 Millionen Nutzern ohne deren Wissen von der Firma Cambridge Analytica abgegriffen und im US-Präsidentschaftswahlkampf benutzt wurden, hatte die schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Man stelle sich vor, ähnliches passierte mit sensiblen Finanztransaktionsdaten.
Notenbanken
Es gibt gute Gründe, warum Notenbanken auf das Monopol der Geldausgabe beharren. Die Steuerung der Zinsen und der umlaufenden Geldmenge ist nämlich eines der wichtigsten Stellräder für die Wirtschaftsentwicklung. Das funktioniert über den Umweg von Geschäftsbanken, über die Steuerung der neu geschöpften Geldmenge und Kreditvergabe-Konditionen. Libra wäre dem staatlichen Zugriff entzogen – ein Pro-Argument für die Fans, ein Horror für viele Notenbanker.
Stabilität
Laut den Facebook-Plänen würde für jeden Libra-Kauf der entsprechende Betrag des lokalen Zahlungsmittels (Euro, Dollar, Yen, etc.) oder einer kurzfristigen Staatsanleihe in einen Währungsreserve-Topf fließen. Dieser soll den Libra-Wechselkurs gegen Inflation und vor heftigen Wertschwankungen schützen, wie sie bei Bitcoin und Co. gang und gäbe sind. Die anfallenden Zinsen würden die Betriebskosten decken. Aber was, wenn die Vermögenswerte an Wert verlieren?
Regulatoren graut zudem davor, dass ein riesiger, intransparenter Vermögenstopf entstehen könnte, der jeder demokratischen Kontrolle entzogen und schlicht zu groß wäre, um ihn im Falle des Scheiterns aufzufangen.
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