1. Einnahmen aus dem Kreditgeschäft
Diese sollten bis 2025 um jährlich 1,1 Prozent zulegen. „Hypotheken dominieren beim Kreditvolumen an Privatkunden und machen mehr als die Hälfte des Umsatzes dieser Produktgruppe aus“, so Haider. Das Volumenwachstum gehe aber auf den historischen Trend zurück nach dem Ausnahmejahr 2020. Zudem habe die Aufsicht erste Schritte gesetzt und das Margenwachstum werde so nicht mehr weitergehen.
„Die Aufsicht schaut mittlerweile kritisch auf die Entwicklung. Sie fordert zusätzliche Vorgaben bei der Kreditvergabe ein, insbesondere höhere Eigenmittel. „Das ist ein ganz einfacher Risikopuffer für die Bank.“ Haider sieht aber unmittelbar keine breitflächige Krisensituation eintreten, da sich andere volkswirtschaftliche Parameter, wie z.B. Arbeitslosigkeit, nicht verschlechtern, sodass die Kreditnehmer die Kredite weiterhin bedienen könnten. „Das sollte vorerst ausreichen, um den Risiken vorzubeugen.“
2. Zahlungsverkehr
Preisanpassungen bei Kontozahlungen tragen zusätzlich zum Wachstum (plus 4,2 bzw. plus 4,8 Prozent jährlich im Retail/Corporate-Bereich) bei. Wobei dies die Banken laut Haider nicht zum Selbstzweck machen würden, sondern um einen Ausgleich für die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank für das Verwahren der Kundengelder zu finden. Dabei erfolgen Gebührenerhöhungen typischerweise entlang der Inflationsrate. Um darüber hinaus Veränderungen vornehmen zu können, bedürfe es neuer Konto- und Gebührenmodelle, so Haider.
3. Kapitalmärkte versus Sparbuch
Da Sparen nicht mehr profitabel ist, sehen immer mehr Österreicher die Kapitalmärkte als attraktive Veranlagungsform. Insgesamt werden die Erträge aus dem Bereich bis 2025 um 5,5 Prozent jährlich zulegen. Bei den Erträgen aus Sparprodukten erwartet die BCG mit minus 2 Prozent jährlich bis 2025 den stärksten Rückgang. Auch im Firmenkundengeschäft zählt das Investment Banking mit plus 3,3 Prozent jährlich zu den stärksten Ertragstreibern.
„Das Retaileinlagengeschäft ist für Banken und Kunden wegen der hohen Inflation problematisch. Ihre Interessen treffen überein.“ Vor zehn Jahren hätten Banken noch von den hohen Einlagen profitiert. Nun seien sie stärker gefordert, in Beratung über Alternativen zu investieren. „Rational verstehen Kunden das schnell, aber zugleich ist es emotional schwierig, sich in andere Assetklassen zu bewegen.“ Dabei würden die Institute künftig verstärkt differenzieren: ein standardisiertes Angebot für die bisher klassischen Sparer und ein breites Spektrum für wertpapieraffine Kunden.
Konkurrenz
Für die Banken sei der Trend hin zu Wertpapieren aber nicht nur gute Nachrichten, so Haider. Denn nicht nur Banken würden davon profitieren, sondern auch zunehmend Fintechs und Spezialanbieter wie Bitpanda oder Trade Republic.
Vor allem in der Gruppe der 25 bis 40-jährigen drohe den Banken hier Konkurrenz. „Diese Altersgruppe beginnt jetzt mit der Vermögensbildung und wird in 10 bis 15 Jahren relevante Vermögensgrößen haben.“ Die digitale Konkurrenz habe gegenüber den heimischen Banken die Vorteile, dass sie über weltweiten Vertrieb andere Skaleneffekte generieren könne und zudem nur digital präsent und somit kostengünstiger sei.
Haider zufolge braucht es substanzielle Investitionen in digitale Angebote und in eine Omnichannel-Strategie. Die Geschäftsmodelle der Banken müssten an die Digitalisierung angepasst werden, da die neu auf den Markt gekommenen Mitbewerber von den Wachstumsbereichen bisher überproportional profitieren würden. Trotz steigender Erträge gebe es also hohen Handlungsbedarf auf Seiten der Banken, um diese Verschiebungen der Einnahme-Quellen für sich nutzen zu können. „Dazu zählen auch Partnerschaften mit Fintechs.“ Künftig würden nicht mehr alle Bereiche aus dem eigenen Haus kommen, da Entwicklung und Betrieb zu aufwendig wären.
Nachhaltigkeit
Politisch getriebener Druck kommt laut Haider auch seitens der Aufsicht hinsichtlich der Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien. „Das ist keine Modeerscheinung, sondern erst der Anfang.“ Haider beobachtet eine zunehmende Beschäftigung der Branche mit dem Thema. So müssten Banken zunehmend auf den CO2-Abdruck der Kreditkunden achten. Die verfügbaren Daten dazu seien aber noch eingeschränkt, etwa die Energieklassen bei Hypothekarkrediten. „Experten gehen davon aus, dass hier künftig stärker differenziert wird, z.B. auch bei den Konditionen.“
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