Warten hat ein Ende: Rekordinflation sollte sich ab Dezember einbremsen
Noch stöhnt die Bevölkerung unter der hohen Inflation. Experten erwarten aber bereits in naher Zukunft den Höhepunkt der Preissteigerungen und danach eine langsame Abnahme der monatlichen Teuerungsraten in den einstelligen Bereich.
„Für eine Entwarnung ist es zu früh, aber der Höhepunkt der Inflation dürfte im November mit geschätzt 11,5 Prozent erreicht werden“ sagt Wifo-Experte Josef Baumgartner zum KURIER.
Im Oktober erreichte die Inflation in Österreich mit 11,0 Prozent noch wie erwartet ein 70-Jahreshoch. Damit liegt die Teuerung auch leicht über dem europäischen Durchschnitt. Die Inflation im Euroraum stieg im Oktober auf den Rekordwert von 10,6 Prozent, wie hierzulande getrieben von den Preisen für Energie und Lebensmittel.
Strompreisbremse wirkt
Ab Dezember sollte jedoch die Strompreisbremse wirken und bis zu einem Prozentpunkt vom Inflationsdruck nehmen. Im Laufe des Jahres 2023 dürfte auch insgesamt der Druck seitens der Energiepreise (vor allem bei Mineralölprodukten) abnehmen, allerdings verteuern die vergangenen Rekordpreise mittlerweile auch viele andere Produkte. Baumgartner sagt: „Fast überall stecken ja Strom und Gas drin oder Treibstoffe für den Transport. Dieser Überwälzungsprozess ist voll im Gange. Das wirkt quer durch alle Branchen und Produkte, beispielsweise jetzt zu sehen bei den Preissteigerungen für Bekleidung oder Möbel.“
6,5 Prozent im Jahr 2023
Alles zusammen sollte die Inflation dennoch laut Wifo-Prognose von heuer 8,5 Prozent auf 6,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2023 zurück gehen. Das bedeutet freilich nicht, dass die Preise auf breiter Front sinken, sondern lediglich, dass sich der weitere durchschnittliche Preisanstieg in Österreich verlangsamt.
Momentan ist davon freilich keine Rede. Zu den bisherigen Hauptpreistreibern Gas (+126 %), Heizöl (+94,5 %), Strom (+24,6 %) und Sprit (+39,5 %) gesellen sich etwa einzelne Lebensmittel wie Mehl, Butter mit Preissteigerungen von je 40 % oder Öle und Fette (+30 %) hinzu. Damit verteuert sich das Alltagsleben der Menschen massiv.
Abgebildet wird der tägliche Einkauf von den Statistikern im sogenannten Mikrowarenkorb, der auch den Kaffee im Kaffeehaus oder die Tageszeitung enthält. Diese kleine Auswahl aus dem allgemeinen Warenkorb verteuerte sich im Oktober im Jahresabstand um 12,2 Prozent.
Schaut man auf den Miniwarenkorb, wo der wöchentliche Einkauf inklusive der Preisentwicklung bei Benzin und Diesel enthalten ist, so sieht man eine Preissteigerung um sogar 15,5 Prozent. Unter anderem entsteht so bei vielen Menschen der Eindruck einer „gefühlt“ wesentlich höheren Inflation als die amtlich ausgewiesenen 11 Prozent.
Neben der Überwälzung der Energiepreise auf andere Produkte wirken als sogenannter „Zweitrundeneffekt“ auch die bisherigen recht hohen Lohnabschlüsse. Sie erhöhen die Arbeitskosten der Betriebe und werden vielfach in den Produktpreisen an den Endverbraucher weiter gegeben werden.
„Stagflation“ 2023
So erwarten die Wirtschaftsforscher unterm Strich eine „Stagflation“ für 2023: Also kaum Wirtschaftswachstum (nur 0,2 Prozent) bei einer weiterhin relativ hohen Inflation. Hier wird ein Gegensteuern wirtschaftspolitisch schwierig. Steigen die Zinsen weiter, um die Inflation zu senken, würgt man das Wachstum ganz ab und es droht eine Rezession. Schnürt die Regierung weitere Hilfspakete, heizt sie damit auch die Inflation weiter an, vor der sie eigentlich schützen will. Baumgartner sagt: „Hier die richtige Balance zu finden, wird extrem schwierig.“
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