Das vergangene Jahr war in Österreich das wärmste in der 256-jährigen Messgeschichte. „Schön wäre es, wenn das ein Ausreißer wäre“, sagte Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl am Donnerstag vor Journalisten. Es handle sich aber um „die neue Normalität“.
In Österreichs Wäldern macht sich das deutlich bemerkbar. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil von Schadholz an der gesamten Erntemenge 55 Prozent, „zwei Drittel davon gehen auf das Konto des Borkenkäfers“. Das verursacht auch einen hohen Aufwand, denn befallene Bäume müssen möglichst schnell aus dem Wald entfernt werden, um die Ausbreitung einzugrenzen. Am stärksten von dem Schädling betroffen waren Oberkärnten, Osttirol und die Obersteiermark.
Millionenschaden
Der Borkenkäfer ist allerdings nicht das einzige Problem. Durch die Zunahme von Wetterextremen kommt es auch vermehrt zu Sturmschäden und Bränden. So gab es heuer bereits im April zum größten Waldbrand in der Geschichte der Steiermark.
In den 1990er-Jahren betrug der Schadholzanteil noch etwa 30 Prozent. Dieses Schadholz kann zwar immer noch verwertet werden, es erzielt aber niedrigere Preise. Insgesamt entstanden den Bundesforsten im Vorjahr durch Schäden Kosten in Höhe von 32 Millionen Euro.
Am stärksten vom Klimawandel betroffen ist der häufigste Baum in Österreich, die Fichte. Der Anteil am Baumbestand wird absehbarerweise von etwa 60 auf 40 Prozent zurückgehen (siehe Grafik). Den Wald für die veränderten klimatischen Bedingungen fit zu machen, ist ein „Jahrhundertprojekt“, sagt Schöppl.
Im vergangenen Jahr haben die Bundesforste 15 Millionen Euro in die Waldpflege investiert, sieben Millionen davon alleine in die Bekämpfung des Borkenkäfers. Diese Investitionen zahlen sich jedenfalls aus, sagte Co-Vorstand Andreas Gruber. Schon alleine, weil ein Drittel der Bundesforste-Flächen sogenannte Schutzwälder sind. Insbesondere in alpinen Hanglagen wäre es billiger, diese zu erhalten, als technische Verbauungen gegen Lawinen und Muren zu errichten.
Wald-Aufbau
Damit ein Wald in den sich verändernden Bedingungen gedeihen kann, muss er sich auch in der Zusammensetzung ändern. Dafür müssen Bäume wachsen, die auch mit den Bedingungen in 50 Jahren zurechtkommen.
„Mit Blick auf den Klimawandel ist es wichtig, verschiedene Baumarten zu setzen“, sagt Simon Jansen vom Institut für Waldbau an der Universität für Bodenkultur zum KURIER. Dadurch würde auch das Risiko gestreut. Dabei gehe es nicht nur um die Sorte der Bäume, sagt der Wissenschafter. Denn Baumarten würden sich über Generationen an die Bedingungen anpassen, unter denen sie wachsen. Rechnet man etwa damit, dass es in einer Region in Zukunft weniger Niederschlag gibt, kann es einen Versuch wert sein, Saatgut aus Regionen einzusetzen, die in der Vergangenheit schon trockener waren.
Die Bundesforste setzen grundsätzlich auf eine natürliche Verjüngung des Bestands, allerdings müsse in manchen Gebieten auch nachgeholfen werden. Im vergangenen Jahr haben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eineinhalb Millionen Jungbäume gepflanzt. Die Auswahl wurde dabei daran angepasst, welche klimatischen Bedingungen in dem jeweiligen Forstrevier erwartet werden. Insgesamt 35 verschiedene Baumarten wurden dabei gepflanzt, am meisten davon Lärchen, aber auch 140.000 Weißtannen und 80.000 trockenheitsresistentere Eichen.
Dass Österreich aufgrund der klimatischen Veränderungen die Waldflächen ausgehen, ist indes nicht zu befürchten. Im langjährigen Vergleich sind diese durch nachhaltige Bewirtschaftung sogar größer geworden.
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