Österreich punktet im Klimawandel als "Coolcation" für Touristen

Blick zum Großglockner
Frische Luft, kristallklares Wasser dazu Kulinarik und Gemütlichkeit - Österreich als kühle Destination in Konkurrenz zum Mittelmeer

Hitzefreies Reisen wird für all jene immer interessanter, die den steigenden Temperaturen im Sommer entkommen möchten. Deutsche Medien berichten immer öfter über den Trend "Coolcation", eine Wortkreation aus "cool" und "location". Gemeint sind die kühleren Destinationen von den Alpen bis in den hohen Norden, wo Sommer-Temperaturen über 40 Grad, Wasserknappheit, Waldbrandgefahr und ähnlich unangenehme Begleiterscheinungen des Klimawandels nahezu unbekannt sind.

Österreich liegt hier voll im Trend. Ob Berg, ob See, ob Natur und Wasser, Wandern oder Entspannung - Touristiker rechnen mit einer starken Sommersaison. Die alljährlich durchgeführte Potenzialstudie zeigt: Heuer wollen 21 Millionen Menschen ihren Urlaub in Österreich verbringen, um eine Million mehr als im hervorragend gelaufenen Vorjahr. Davon haben elf Millionen auch schon fix gebucht. Das sind immerhin zwei Millionen mehr als im Vergleichszeitraum 2023. 

Statt Italien, Griechenland und Türkei stehen jetzt also Österreich, Schweiz, Schweden oder Norwegen immer öfter weit oben auf der Urlaubswunschliste. Österreich punkte hier gegenüber der Konkurrenz in Bayern oder Südtirol mit einem besseren Preis-Leistungsverhältnis, ist Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler überzeugt. Sie will den Fokus in der Tourismuspolitik aber noch viel stärker auf die Nachhaltigkeit lenken und mitunter das "Wachstumsverständnis von gestern neu definieren", wie sie am Tourismustag in Wien vor Journalisten erklärte.

Neben der Nachhaltigkeit geht es freilich weiterhin ums gewinnbringende Geschäft mit dem Gast. Geld, Zeit und Reiselust sind bei ihm jedenfalls vorhanden, auch das zeigt die Potenzialstudie. Gäste aus den zehn wichtigsten Herkunftsmärkten wie Deutschland, Niederlande oder auch Österreich wurden befragt. 

Mehr Geld als 2023

Ergebnis: Die persönliche wirtschaftliche Situation hat sich für 70 Prozent der Befragten nach dem Höhepunkt der Inflationskrise heuer verbessert. In der Sommersaison 2023 gab der Durchschnittsgast in Österreich pro Tag 215 Euro aus, im Winter waren es 239 Euro.

Dennoch wird im Urlaub nun genauer aufs Geld geschaut. Mittelklasse-Hotels, günstigere Ferienwohnungen und der gute, alte Campingplatz liegen wieder voll im Trend. Robert Seeber, Obmann der Bundessparte für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich, sagt: "In Österreich gibt es für jede Brieftasche ein  Angebot."  

Hauptproblem der Branche ist und bleibt der Arbeits- und Fachkräftemangel. Seeber plädiert für möglichst viele Erleichterungen, um frische Kräfte aus Drittstaaten anzulocken und altbewährtes Personal zu halten. Sein Forderungskatalog reicht von günstigeren Überstundenregelungen, Erleichterungen beim Saisonnierkontingent oder bei Dienstwohnungen bis hin zur Möglichkeit für Beschäftigte auch nach Pensionsantritt ohne finanzielle Einbußen weiter arbeiten zu dürfen. Aktuell würden 20.000 Arbeitskräfte fehlen. 

Schon 54 Prozent aller Nächtigungen im Sommer 

Die Chefin der Österreich Werbung, Astrid Steharnig-Staudinger, setzt sich intensiver mit den Mega-Trends der Branche auseinander. Ihr Motto lautet: "Die Zukunft kommt nicht, sie ist schon da." Ein Beispiel: Baby-Boomer gehen jetzt in Pension, sind zeitlich viel flexibler und kommen immer öfter auch in der Vor- und Nachsaison und buchen nicht mehr nur Juli und August. 

Die nachkommenden jüngeren Gäste haben aber ganz andere Ansprüche, beispielsweise im digitalen Buchungsverhalten oder bei ihren Freizeitaktivitäten. Das früher stark winterlastige Tourismusland Österreich hat sich - auch wegen der immer deutlicher werdenden Schneeproblematik - bereits zu einer Sommer-Destination mit Mountainbike & Co gewandelt. Die Zahlen belegen das: Schon 54 Prozent aller Übernachtungen (rund 81 Millionen) finden im Sommer statt, 46 Prozent (ca. 69 Millionen) im Winter.

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