Klimawandel und Hitzeflucht: Der kühle Norden lockt immer mehr Gäste

Klimawandel und Hitzeflucht: Der kühle Norden lockt immer mehr Gäste
Die Klimakrise verändert sukzessive das Reiseverhalten. Destinationen in Nordeuropa gewinnen an Interesse

Die Präsidentin des Österreichischen Reiseverbandes (ÖRV), Eva Buzzi, sieht erste Tendenzen zu einer "Sommer- und Hitzeflucht". Nordeuropa und auch das Baltikum werden stärker nachgefragt, etwa durch Kreuzfahrten.

Andererseits würden Länder in Südeuropa in den Sommermonaten Juli und August "nicht mehr so begeistert gebucht" und wenn möglich weichen die Urlauber auf die Vor- und Nachsaison aus. Für die Länder am Mittelmeer sei dies nicht unbedingt negativ, bedeute dies doch eine Verlängerung der Urlaubssaison.

Im Hochsommer hingegen würden Destinationen in Nordeuropa an Interesse gewinnen. "Das merken wir interessanterweise auch im Kreuzfahrtsegment", sagte Buzzi mit Blick auf Kreuzfahrten entlang der Fjorde und in der Ostsee. Aber auch die Sommerfrische in den Bergen Österreichs feiere aufgrund der jährlich wiederkehrenden Hitzesommer eine Renaissance.

In Summe bleiben trotz des relativ neuen Nordeuropa-Trends Italien, Kroatien und Griechenland im Sommerurlaub „die liebsten Badewannen“ der Österreicher. 

Zudem sind Albanien und Portugal stärker werdende Destinationen. Dies liege einerseits am günstigeren Preis, andererseits an neuen Flugverbindungen wie etwa der Austrian-Verbindung nach Porto. Destinationen wie Ägypten und Marokko würden 2024 dagegen aus geopolitischen Gründen schwächeln, sagt Buzzi.

Beim Verkehrsbüro bestätigt man den "Nord"-Trend. Bei den „coolen Destinationen“ – also Nord- und Ostsee, UK, Irland, Skandinavien – verzeichnen wir aktuell überall und in allen Reiseformen (Rundreisen mit Mietwagen, Studienreisen, Flug/Hotel only, Kreuzfahrten, etc.) schöne Buchungszuwächse - allerdings von einer ganz anderen Basis kommend, die nur einen kleinen Bruchteil der Sonnenziele am Mittelmeer ausmacht", sagt Sprecherin Andrea Hansal. Sie spricht vom "einstelligen Prozentbereich", den die kühlen Destinationen im Verhältnis zum klassischen Sommerurlaub bisher ausmachen.

In einer repräsentativen Umfrage (mit 1500 Online-Interviews) hätten dem Verkehrsbüro elf Prozent geantwortet, dass sie ihr Buchungsverhalten aufgrund der Hitzewellen 2023 im heurigen Jahr verändern wollen.

Der fast schon „klassische“ Sommerurlaub der Österreicher und Österreicherinnen an den Mittelmeer-Destinationen (allen voran Griechenland, Spanien und Türkei für Flugreisen, Kroatien und Italien bei den Selbstfahrer:innen) erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, heißt es beim Verkehrsbüro.

Auch drei relativ neue Nischenthemen gibt es laut Reiseverband: „Bleisure Travel“ verbindet Geschäftsreisen mit Sightseeing. Zudem werden Reisen mit leichtem Gepäck beliebter: Man denkt ökologisch, kauft lokal vor Ort ein. Und „Prepper in Paradies“: Das Reisen im autarken Stil nimmt zu - Stichwort getarnte Hütte, Lagerfeuerküche und Kompass.

Wichtigster Hebel, um beim Urlaub weniger klimaschädliches CO2 auszustoßen, ist die Anreise. Die Wahl des Verkehrsmittels und die Entfernung zum Heimatort tragen maßgeblich dazu bei, wie klimafreundlich oder klimaschädlich die Reise ist. 2023 fuhren laut Statistik Austria rund 60 Prozent der Österreicherinnen und Österreich mit dem Auto in den Urlaub, 17,5 Prozent stiegen in ein Flugzeug, 15,1 Prozent nahmen den Zug und 4,7 Prozent verreisten per Bus.

Im Rückblick zeigt sich: Die Österreicherinnen und Österreicher sind im vergangenen Jahr so viel gereist wie noch nie. Mit 27,01 Millionen Urlaubsreisen lag die Zahl nicht nur um rund 8 Prozent über dem Wert von 2022 und um mehr als ein Viertel über dem Vor-Pandemie-Niveau 2019, sondern erreichte auch den höchsten Wert seit Beginn der Erhebung, zeigen Daten der Statistik Austria. Auch die Geschäftsreisen zogen kräftig an. Allerdings machte auch fast ein Viertel der Bevölkerung keinen Urlaub.

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