Wärmepumpen: Interesse groß, Nachfrage verhalten
Das Interesse an klimafreundlichen Alternativen zu Öl- und Gasheizungen ist nicht zuletzt wegen hoher Förderungen durch das Erneuerbaren-Wärme-Paket (EWP) seit Anfang des Jahres stark gestiegen. Seit Jahresbeginn gingen bis Montag insgesamt fast 80.000 Anträge und Registrierungen bei der Abwicklungsstelle im Klimaschutzministerium ein. Installateure und Wärmepumpenhersteller merken davon nicht allzu viel.
„Wir sehen noch nicht, wie sich das gestiegene Interesse in eine deutlich steigende Nachfrage übersetzt“, sagt Martin Hagleitner, Vorstand des österreichischen Wärmepumpenherstellers Austria Email AG. Auch der Salzburger Installateur Andreas Rotter sieht zwar eine starke Zunahme bei Anfragen für einen Heizungstausch. Von einer Auftragsflut könne aber keine Rede sein. Man habe heuer bisher vor allem alte Aufträge abgearbeitet. Von 5 Anlagen, sei vielleicht eine neu dazugekommen, sagt Rotter, der gemeinsam mit Hagleitner dem Branchenverband Zukunftsforum SHL vorsteht.
75 Prozent oder mehr betragen Förderungen für den Heizungstausch. Informationen dazu gibt es etwa unter kesseltausch.at. Dazu kommen Landesförderungen, die etwa in Wien bis zu 8.000 Euro betregen können. Bei einkommensschwachen Familien können die Förderungen bis zu 100 Prozent betragen.
43.000 Heizungswärmepumpen wurden 2023 verkauft. Heuer waren es bis Juni 20.000. Um die Klimaziele bis 2040 zu erreichen, müssten jährlich rund 60.000 Heizungswärmepumpen in österreichischen Einfamilienhäusern installiert werden
Finanzierungsprobleme
Den Grund dafür sieht er darin, dass viele Kunden an der Zwischenfinanzierung der klimafreundlichen Heizung scheitern. Denn die Förderungen werden erst nach Projektumsetzung ausbezahlt. Von den Banken werden die Zusagen der Förderstelle KPC nicht als Sicherheit für die Finanzierung akzeptiert. „Wenn man ein gewisses Alter hat, bekommt man keinen Kredit mehr“, sagt Rotter.
Betroffen sind laut dem Salzburger Innungsmeister nicht nur einkommensschwache Haushalte, sondern auch Haushalte aus der Mittelschicht, die von den hohen Summen – im Schnitt um die 35.000 Euro pro Projekt – abgeschreckt werden.
Probleme mit Finanzierungen beim Heizungstausch ortet man auch beim Wiener Start-up Heizma, das mit einem Komplettpaket, bei dem auch die Förderansuchen übernommen werden, punkten will. Rund ein Viertel der Anfragen scheitere daran, dass Kunden das Geld nicht parat hätten, sagt Gründer Michael Kowatschew.
Problem bekannt
Beim Klimaschutzministerium weiß man um das Problem. Die Vorfinanzierung des Heizungstausches sei für manche Haushalte eine Herausforderung, vereinzelte Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe seien bekannt, sagt eine Sprecherin. Dahinter vermutet man eine rigide Auslegung der KIM-Verordnung, die Banken vor Kreditausfällen schützen soll.
Helfen würde es, wenn Banken eine Zusage für das Förderprogramm anerkennen würden, so die Sprecherin. Beim Programm „Sauber Heizen für alle“, das einkommensschwache Haushalte unterstützen soll, sei die durchschnittliche Dauer von der Antragsstellung bis zur Auszahlung auf 4 bis 6 Wochen verkürzt worden, heißt es weiter. In vielen Fällen könnten auch Installateure durch längere Zahlungsziele unterstützen. Das Problem werde von den verantwortlichen Stellen hin- und hergeschoben, kritisiert Austria-Email-Vorstand Hagleitner. Lösung sei bisher keine in Sicht.
Absatz weiter gesunken
Der Absatz von Wärmepumpen ist im heurigen Jahr zurückgegangen. Nachdem er 2022 wegen der Unsicherheiten bei der Energieversorgung durch den Krieg in der Ukraine rasant auf rund 50.000 verkaufte Heizungswärmepumpen gewachsen war, gab es 2023 einen Rückgang auf knapp 43.000 Stück. In den ersten beiden Quartalen des heurigen Jahres ging es weiter bergab - um 52 bzw. 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden nach Angaben des Verbands Wärmepumpe Austria heuer bisher rund 20.000 Anlagen verkauft.
Verbandspräsident Richard Freimüller sieht beim Heizungstausch noch weitere Probleme. Er ortet Verunsicherungen bei den Kunden, vor allem in Bezug auf grüne Alternativen für Öl und Gas. Die werde es vielleicht für die Industrie, aber sicher nicht zum Heizen geben, sagt Freimüller: Ohne ein Verbot von fossilen Heizungen werde man die Klimaziele nicht erreichen können.
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