VW: "Aufwand für Nachrüstungen überschaubar"
Im Abgas-Skandal bei Volkswagen ist der Aufwand für die Nachrüstung von Hunderttausenden Fahrzeugen nach den Worten von Vorstandschef Matthias Müller „technisch, handwerklich und finanziell überschaubar“. Müller sagte am Montagabend in Wolfsburg vor rund 1000 Führungskräften, es seien keine grundlegenden Eingriffe am Motor notwendig.
VW hatte mit Hilfe einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte für insgesamt 2,4 Millionen Wagen in Deutschland einen verbindlichen Rückruf angeordnet, der Anfang 2016 beginnen soll. Es geht um verschiedene Motoren- und Fahrzeugmodelle.
Lösung für 90 Prozent in Sicht
Für Autos mit 2,0 Litern Hubraum sollen reine Software-Lösungen ausreichen, wie VW bereits mitgeteilt hatte. Für Fahrzeuge mit 1,2-Liter-Motoren soll VW bis Ende November Lösungen vorschlagen. Müller sagte, insgesamt seien für mehr als 90 Prozent der Konzernfahrzeuge in Europa inzwischen Lösungen bestätigt. In ganz Europa müssen 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten.
Der Skandal hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. Es drohen Milliardenkosten. Bei der Abgas-Software geht es um Werte für das gesundheitsschädliche Stickoxid. Außerdem aber hatte VW bei 800 000 Autos falsche Angaben zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) gemacht. Die genaue Höhe der Abweichungen ist immer noch nicht bekannt.
Zwei Monate nach Bekanntwerden des Skandals ist außerdem weiter unklar, wer genau die Schuld dafür trägt. VW selbst hatte stets von „einigen wenigen“ gesprochen, die verantwortlich seien.
Zwischenbericht Mitte Dezember
Müller kündigte nun an, der Öffentlichkeit Mitte Dezember einen Zwischenbericht vorlegen zu wollen. Die VW-Revision habe inzwischen zahlreiche Computer und Smartphones sowie mehrere Gigabyte an Daten sichergestellt. Zudem würden Gespräche geführt, Hinweise verfolgt und Gremienprotokolle gesichtet. An der Aufklärung beteiligt seien sowohl die interne Revision, unterstützt von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, als auch externe Experten der Anwaltskanzlei Jones Day.
„Wir reden hier über sehr komplexe Vorgänge, die zum Teil lange Zeit zurück liegen“, sagte Müller. „ Es wird also noch einige Monate dauern, bis abschließende Erkenntnisse vorliegen.“
Software-Teil nicht offengelegt
VW-Tochter Audi hat indessen die Installation einer Software zugegeben, die in den USA als illegales Schummelprogramm gilt. Das Unternehmen teilte am Montagabend mit, den US-Behörden bei der Zulassung von 3,0-Liter-Diesel-Autos insgesamt drei Komponenten des Software-Programmes AECD nicht offengelegt zu haben. Siehe KURIER-Story Deutsche Kfz-Behörde prüft 3-Liter-Motoren.
Eines davon werde nach geltender US-Gesetzgebung als "Defeat Device" betrachtet. Als Defeat Device bezeichnen die US-Umweltbehörden EPA und CARB verbotene Programme zur Manipulation von Abgas-Messwerten bei Emissionstests.
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