Vonovia und Deutsche Wohnen wollen zu Mega-Immokonzern fusionieren
In Deutschland haben sich die beiden Immobilienkonzerne Deutsche Wohnen und Vonovia auf einen Zusammenschluss geeinigt. Es soll ein öffentliches Übernahmeangebot der Vonovia an die Aktionäre der Deutsche Wohnen geben. Die Rede ist von 18 Mrd. Euro. Sollten die Kartellbehörden zustimmen, entstünde durch den Zusammenschluss Europas größter Konzern für Wohnimmobilien. Beide Unternehmen zeigten sich am Dienstag optimistisch.
Die Übernahme der Deutschen Wohnen, der Nummer zwei auf dem deutschen Wohnungsmarkt, durch die Nummer eins, Vonovia, wird nach Ansicht von Deutsche-Wohnen-Vorstandschef Michael Zahn anders als vor fünf Jahren die nötige Zustimmung der Aktionäre bekommen. "Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass sehr viele Aktionäre dieses Angebot annehmen werden", sagte Zahn am Dienstag in einer Telefonkonferenz. Das 18 Mrd. Euro schwere Offert sei fair und attraktiv.
Die Übernahme kommt nur zustande, wenn mehr als 50 Prozent der Anteilseigner von Deutsche Wohnen ihre Papiere an Vonovia verkaufen. Der Deutsche-Wohnen-Chef verwies darauf, dass es große Überschneidungen in der Aktionärsbasis beider Unternehmen gebe. Der US-Vermögensverwalter Blackrock und der norwegische Staatsfonds gehören jeweils zu den größten Anteilseignern.
Vonovia und Deutsche Wohnen gehören zusammen mehr als eine halbe Million Wohnungen im Wert von mehr als 80 Mrd. Euro und haben einen Börsenwert von 48 Mrd. Euro. Im ersten Anlauf vor fünf Jahren war Vonovia-Chef Rolf Buch noch abgeblitzt, Deutsche-Wohnen-Chef Zahn hatte sich damals vehement gegen den Verkauf gestemmt. Noch vor einem Jahr verlief ein neuerlicher Vorstoß im Sande. Nun stellt Zahn sich hinter die geplante Übernahme: "Beide Unternehmen haben sich deutlich strategisch aufeinander zubewegt", sagte Zahn, der nach der Übernahme Buchs Stellvertreter werden soll.
Die Deutsche-Wohnen-Aktie stieg am Dienstag um 15,6 Prozent auf 52 Euro - genau den Preis, den Vonovia bieten will. Vorher sollen die Deutsche-Wohnen-Aktionäre noch die Dividende von 1,03 Euro für 2020 bekommen. Die Vonovia-Aktie gab 4,2 Prozent nach. Das Übernahmeangebot soll von Mitte Juni bis Mitte Juli laufen, im August soll die Transaktion unter Dach und Fach sein. Vonovia plant eine 8 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung, um die Übernahme teilweise zu refinanzieren.
Vonovia hofft indes mit der milliardenschweren Übernahme des Konkurrenten auf einen "Neuanfang" in der Diskussion um hohe Mieten und Wohnungsmangel. "Wir werden unsere Größe nutzen, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden", sagte Vonovia-Chef Buch am Dienstag. Mit vereinten Kräften wollen die beiden größten privaten Wohnungskonzerne Deutschlands mehr Geld für Sanierungsmaßnahmen und Neubauten lockermachen.
Vor allem in der deutschen Hauptstadt Berlin blies den privaten Wohnungskonzernen in den vergangenen Jahren politischer Gegenwind ins Gesicht. Buch versucht den Berliner Senat, der seit Jahren gegen steigende Mieten kämpft, mit Zugeständnissen auf seine Seite zu ziehen. Dem Land Berlin will der fusionierte Konzern 20.000 seiner rund 150.000 Einheiten in der deutschen Bundeshauptstadt für einen Milliardenbetrag zum Kauf anbieten, wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bestätigte. Mieterhöhungen sollen in den nächsten fünf Jahren gedeckelt werden.
Kartellrechtliche Bedenken hätte die beiden Fusionspartner wohl nicht zu befürchten, da der größte Teil der Mietwohnungen in Deutschland dem Staat, Kommunen oder privaten Vermietern gehört. Selbst in Berlin seien mehr als doppelt so viele Wohnungen in kommunaler Hand wie Vonovia und Deutsche Wohnen zusammen gehörten.
DIW-Präsident Marcel Fratzscher sieht hingegen den geplanten Zusammenschluss sehr kritisch. "Eine Fusion der beiden größten privaten Immobilienkonzerne Deutschlands ist problematisch, da es dadurch weniger Wettbewerb geben dürfte und die Marktmacht des neuen Konzerns noch stärker wird", sagte der Chef des in Berlin ansässigen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Dienstag zu Reuters. Bereits jetzt hätten beide Konzerne in vielen Regionen einen erheblichen Einfluss auf den Wohnungsmarkt, sowohl auf Mietpreise als auch auf Kaufpreise. "Ich vermute, dass das Kartellamt dies ähnlich kritisch sehen wird und daher die Chancen für eine Fusion nicht sehr hoch sind", sagte Fratzscher.
Das deutsche Bundeskartellamt wird sich die Fusionspläne nach den Worten von ZEW-Präsident Achim Wambach wie schon beim ersten Versuch des Zusammenschlusses 2015 genau anschauen. Damals sei eine mögliche Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia in der ersten Phase der Untersuchung freigegeben worden, da beide nur einen relativ geringen Anteil am gesamten Wohnungsbestand in den jeweiligen Märkten hatten, sagte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
In Österreich gehören die Buwog und conwert zu Vonovia.
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