Deutscher Immo-Gigant greift nach conwert

Vonovia-Chef Rolf Buch : "Ein freundlicher Deal"
Vonovia bietet bis zu 2,9 Milliarden Euro. Anleger-Vertreter Rasinger: "Fairer Preis".

Die Kleinaktionäre der heimischen Immo-Gruppe conwert mussten sich in der Vergangenheit einiges anschauen. Zerstrittene Großaktionäre, darunter der Bau-Industrielle Hans Peter Haselsteiner, unfähige Manager und der Kurs jahrelang im Keller.

Seit dem Vorjahr allerdings geht es unter einem neuen Verwaltungsrat und einem neuen Management mit den Ergebnissen und dem Aktienkurs aufwärts. Deutschlands größer Wohnungskonzern, die im DAX notierende Vonovia, will für die Mehrheit an conwert bis zu 2,9 Milliarden Euro in die Hand nehmen.

Barabfindung oder Tausch

Vonovia bietet entweder eine Barabfindung von 16,16 Euro je Aktie. Oder 74 eigene Aktien für je 149 conwert-Papiere, das entspricht zum Schlusskurs vom Freitag einem Preis je Aktie von 17,58 Euro. Bedingung für das freundliche Übernahmeangebot ist, dass Vonovia mindestens 50 Prozent plus eine Aktie erhält.Die Übernahmefrist soll Mitte November beginnen.

Vonovia-Chef Rolf Buch sagte am Montag in einer Telefon-Konferenz, er rechne mit einer Annahmequote von mehr als 50 Prozent. Alexander Proschofsky, Chef des conwert-Verwaltungsrates, unterstützt das Angebot. Buch bezifferte den Substanzwert von conwert mit 15,64 Euro je Aktie. Der Großaktionär Adler habe bereits zugesagt, seine 26 Prozent umzutauschen.

Kleinaktionärs-Vertreter Wilhelm Rasinger bezeichnete das Angebot als "ordentlich und fair gepreist". Rasinger geht davon aus, dass Vonovia die Mehrheit schaffen wird. Die conwert-Aktionäre hätten schließlich turbulente Zeiten hinter sich und seien von den Kernaktionären nicht gerade verwöhnt worden. Das Offert sei auch "eine Anerkennung der Arbeit des jetzigen Verwaltungsrates und Vorstands".

Abgang von der Börse?

Der Anlegerschützer sieht den Deal jedoch auch mit einem weinenden Auge und befürchtet: "Der Finanzplatz Wien wird weiter austrocknen." Sollte ein großer Teil der Aktionäre auf den Vorschlag von Vonovia eingehen, sei damit zu rechnen, dass der ATX-Titel conwert mittelfristig von der Börse verschwinden werde. Schon allein aus Kostengründen. Auch wenn der Vonovia-Boss am Montag beteuerte, conwert werde weiterhin an der Wiener Börse notieren.

Mietsteigerungen

Vonovia ist mit 340.000 Wohnungen in Deutschland mit Abstand die Nummer eins. conwert hat 24.500 Wohnungen im Portfolio, den Großteil davon in Deutschland. In Wien hält conwert rund 2400 Wohnungen, viele davon in guten Lagen.

"Wien ist nicht nur eine schöne Stadt, sondern auch ein attraktiver Wohnungsmarkt, was die Mietsteigerungen angeht", verspricht Buch, conwert bei weiteren Akquisitionen in Wien zu unterstützen. Die Gewerbe-Immobilien im Volumen von insgesamt rund 600 Millionen Euro werden dagegen, wie von conwert geplant, abverkauft. Die Zentrale bleibe weiter in Wien.

Operativ soll die conwert-Übernahme rund sieben Millionen Euro an Synergien bringen. Vonovia werde conwert beispielsweise anbieten, die konzerneigene Handwerker-Organisation oder das Bau-Know-how zu nutzen.

Für den conwert-Verwaltungsrat sagte Buch den Minderheitsaktionären außerdem zwei oder drei Vertreter (bei Aufstockung) zu.

Übernahmekarussell

Vonovia ist nicht das erste deutsche Unternehmen, das nach conwert greift. Im Vorjahr scheiterte die Deutsche Wohnen AG (knapp 150.000 Wohnungen) mit einem Offert von 11,50 Euro je Aktie.

Vonovia wiederum verlor im Frühjahr den monatelangen Übernahmekampf um die kleinere Rivalin Deutsche Wohnen. Mit einem Volumen von 14 Milliarden Euro wäre dies der größte Deal auf dem deutschen Immobilien-Markt gewesen.

Warum er nicht schon früher für conwert geboten habe, wurde Buch am Montag gefragt. Antwort: "conwert war vor einem Jahr in keiner Weise ein Kandidat, über den man hätte nachdenken können."

Die conwert-Aktie legte am Montag um mehr als sechs Prozent auf über 17 Euro zu.

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