Voestalpine mit massivem Schub in die Gewinnzone
Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2021/22 einen deutlichen Gewinnsprung hingelegt. Dank äußerst robuster Nachfrage nach seinen Produkten in fast allen Marktsegmenten stieg der Umsatz gegenüber der Vergleichsperiode im Jahr davor um rund 37 Prozent auf 10,9 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch bekanntgab. Das Ergebnis nach Steuern war mit 698 Mio. Euro positiv, nach 159 Mio. Euro Verlust in der Vorjahresperiode.
Man stehe besser da als vor der Pandemie
"Die voestalpine steht heute besser da als vor der Pandemie", sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner in einer Telefonkonferenz mit Journalisten mit Blick auf die ersten drei Quartale 2019/20. In einem Umfeld mit hochschießenden Covid-19-Infektionen, Versorgungsengpässen in den globalen Lieferketten, volatilen Rohstoffkosten und Energiepreisen, die in Europa zum Ende des dritten Quartals "geradezu explodiert sind", sieht der Stahlkonzern auch im vierten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (per Ende März) weiter deutlich steigende Ergebnisse, "wenn es keine wirtschaftlichen Verwerfungen gibt", so der Geschäftsführer.
Die höheren Energiekosten würden mit einem "Timelag" am Markt untergebracht, also mit einer zeitlichen Verzögerung auf die Kunden überwälzt. Das Management rechnet für das Gesamtjahr 2021/22 mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) "am oberen Ende der bisher kommunizierten Bandbreite" und somit in Höhe von bis zu 2,2 Mrd. Euro.
Lieferkettenprobleme scheinen sich zu stabilisieren
"Die Lieferkettenprobleme in der Automobilindustrie scheinen sich zu stabilisieren, wir werden aber noch einige Zeit brauchen, bis wir wieder Normalbetrieb haben", berichtete Eibensteiner. An großen Autozulieferstandorten in Deutschland habe der Konzern "die Kapazitäten an die veränderte Situation anpassen müssen". Positiv sei, dass die Nachfrage im Automobilbereich nach wie vor gut sei.
"Die Abrufe verschieben sich in die Zukunft, also wir haben kein Nachfrageproblem, sondern eher ein Angebotsproblem." Der Voest-Chef geht allerdings davon aus, dass die Probleme im Herbst "die Talsohle durchschritten haben und die Planbarkeit jetzt steigt". "Für uns ist es eine Herausforderung die zum Teil sehr volatilen Abrufe der Kunden zu bedienen." Insgesamt sei die "Resilienz der Industrie der Pandemie gegenüber doch sehr ausgeprägt".
Cartersville schlägt sich negativ zu Buche
Weiterhin negativ zu Buche schlägt der amerikanische Automotive-Standort in Cartersville (Georgia), mit hohen Ausschussquoten. "Wir haben dort unsere Verbesserungsprogramme laufen und denken, wir gehen dort doch in die richtige Richtung - wir gehen davon aus, dass wir uns in diesem Geschäftsjahr doch deutlich weiter verbessern", so Eibensteiner. Mit einem positiven Ergebnisbeitrag ist dort den Angaben zufolge aber erst gegen Ende des kommenden Geschäftsjahres 2022/23 zu rechnen. "Catersville entwickelt sich leider nur langsam besser", räumte der voestalpine-Chef ein.
Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme hingegen entwickelt sich stabil und das Luftfahrtsegment erholt sich ebenso wie die Öl-und Gasindustrie, in die insgesamt verstärkt investiert werde. In der Luftfahrt hätten die kleineren Flugzeuge zum Teil wieder das Vorkrisenniveau erreicht, der Auftragseingang sei gut. "Im Bereich des Überseeflugverkehrs wird es noch einige Zeit dauern", schätzt Eibensteiner. Vom in der Coronakrise stark wachsenden Onlinehandel profitiert nach wie vor der Bereich Lagertechnik und Hochregalläger.
Ergebnis in den ersten drei Quartalen verdoppelt
In den ersten drei Quartalen hat sich das EBITDA der voestalpine im Jahresabstand von 683 Mio. auf 1,55 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Vor Zinsen und Steuern ergab sich ein Gewinn (EBIT) von 947 Mio. Euro, nachdem in der Vorjahresperiode noch ein Verlust von 134 Mio. Euro zu verzeichnen gewesen war. Der Personalstand vergrößerte sich im Berichtszeitraum um 2,7 Prozent auf weltweit 49.157 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Grund dafür ist die gesteigerte Produktion.
Die Nettoverschuldung des Konzerns sank per Ende Dezember 2021 gegenüber dem Vorjahresstichtag von 3,2 auf 2,9 Mrd. Euro, das Eigenkapital vergrößerte sich den Angaben zufolge von 5,4 auf 6,3 Mrd. Euro. Das Gearing (Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital) verbesserte sich entsprechend von 58,4 auf 46 Prozent.
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