Wie die Voestalpine Stahl grün machen will
Die Voestalpine will ihren CO2-Ausstoß in den kommenden Jahren drastisch reduzieren. Bis 2050 muss Stahl, so sehen es die Klimavorgaben der EU vor, überhaupt -neutral produziert werden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. In einem ersten Schritt sollen zwei der fünf Hochöfen der Voestalpine, je einer in Linz und Donawitz, durch klimaschonende Elektrolichtbogenöfen ersetzt werden. Der Startschuss für das Projekt „greentec steel“ erfolgte am Mittwoch mit einem Spatenstich in Donawitz.
Nicht ohne Grund spricht die Voestalpine von „Österreichs größtem Klimaschutzprogramm“. Denn mit einem CO2-Ausstoß von mehr als zwölf Millionen Tonnen in Linz und Donawitz ist der Stahlkonzern der mit Abstand größte Treibhausgas-Emittent des Landes. Mehr als 15 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes Österreichs gehen auf die Voestalpine zurück.
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1,5 Milliarden Euro Investitionen
Die Investitionskosten für das Projekt belaufen sich auf 1,5 Milliarden Euro. Gewaltig sind auch die Erdmassen, die bewegt werden. In Donawitz sind das rund 100.000 Kubikmeter. Auf einer Fläche von 75.000 Quadratmetern, das entspricht etwa 10 Fußballfeldern, soll neben dem Elektroofen auch eine neue Schrotthalle errichtet werden.
Ab 2027 sollen die beiden Elektrolichtbogenöfen (Electric Arc Furnace, EAF) in Betrieb gehen, jährlich 850.000 Tonnen Stahl produzieren und dabei knapp vier Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen. Die heimischen CO2-Emissionen würden dadurch um fünf Prozent sinken, sagt Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner.
Grüner Stahl
Erreicht wird die CO2-Reduktion durch den Betrieb der neuen Öfen ohne fossile Energie. Statt Koks und Kohle, wie bei traditionellen Hochöfen, soll beim Betrieb der Anlage erneuerbare Energie zum Einsatz kommen.
Auch der Schrottanteil bei der Stahlproduktion wird erhöht. Den Materialmix komplettieren flüssiges Roheisen und Eisenschwamm, das die Voestalpine HBI (Hot Briquetted Iron) nennt. Letzteres stammt aus dem mittlerweile zum Großteil an den Stahlriesen ArcelorMittal verkauften Werk des Konzerns im US-Bundesstaat Texas und wird mit einer Direktreduktionsanlage gewonnen.
Dabei kommt statt Koks noch das in den USA im Vergleich zu Europa weit günstigere Erdgas zum Einsatz. Auf lange Sicht sollen solche Anlagen mit aus erneuerbarer Energie gewonnenen Wasserstoff betrieben werden und die Stahlproduktion damit tatsächlich CO2-frei machen.
Technologien auf Wasserstoffbasis
Um den Treibhausgasausstoß in der Stahlproduktion weiter zu reduzieren, forscht die Voestalpine an Technologien auf Wasserstoffbasis. In Linz steht etwa eine Pilotanlage, die bereits grünen Wasserstoff in geringen Mengen erzeugt. In Donawitz wird im Rahmen des Projekts „Sustainable Steel“ an einer Technologie gearbeitet, mit der aus Erz mittels Wasserstoffplasma in einem einzigen Prozessschritt Rohstahl hergestellt werden kann.
Ab 2030 soll je ein weiterer Hochofen in Linz und Donawitz durch einen Elektroofen abgelöst werden. Ab dann soll es auch zum Einsatz von größeren Mengen an grünem Wasserstoff kommen, hieß es bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Der letzte Hochofen der Voestalpine soll schließlich 2050 in Linz ersetzt werden.
Enormer Energiebedarf
Für eine komplett grüne Stahlproduktion gibt es noch viele offene Fragen. Der Bedarf an erneuerbarer Energie sei enorm, sagt Johannes Schenk, Professor für Eisen und Stahlmetallurgie an der Montanuniversität Leoben. Die Versorgung der ersten beiden Elektroöfen in Linz und Donawitz mit erneuerbarer Energie sei machbar. Die Voestalpine hat dafür in Zusammenarbeit mit der Austria Power Grid (APG) und der Energie Steiermark zwei Umspannwerke gebaut.
Der Energiebedarf für die Gewinnung von grünem Wasserstoff für zukünftige Produktionsverfahren von grünem Stahl sei weit höher, sagt Schenk. Für die Standorte in Linz und Donawitz wären dazu zwei bei drei zusätzliche Donaukraftwerke notwendig.
Bedarf gegeben
Neben der Voestalpine bauen auch zahlreiche andere Stahlproduzenten klimaschonende Anlagen mit Elektrolichtbogenöfen. Etwa die deutschen Schwergewichte Thyssen Krupp und Salzgitter. In Schweden ist man schon weiter. Bis 2035 soll die komplette Stahlproduktion dort CO2-frei werden.
Der Bedarf an grünem Stahl sei durchaus gegeben, meint Schenk. Gefragt sei er vor allem bei Automobilherstellern, die damit ihre Klimabilanz aufbessern wollen. Sie seien auch bereit, die höheren Preise zu bezahlen.
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