Unangenehme Verwechslung
„Es ist eine unangenehme Situation, weil die Verwechslungsgefahr groß ist“, sagt Geschäftsführer Stefan Limbrunner im KURIER-Gespräch, bei dem auch Johanna Urkauf und deren Mutter Carol Urkauf-Chen dabei sind. Letztere ist Alleininhaberin von KTM Bike Industries und führt den Aufsichtsrat, ihre Tochter leitet gemeinsam mit Limbrunner den Betrieb.
„Die Händler kennen den Unterschied der beiden KTM, auch die Lieferanten, das Problem sind die Endkunden“, sagt Limbrunner. Händler würden immer wieder über verunsicherte Kunden berichten. „Um KTM Bike muss man sich keine Sorgen machen. Wir sind seit mehr als 30 Jahren unabhängig und haben nie Probleme gehabt.“
Streit mit anderem KTM um E-Bikes
Um konkret zu sein, war es 1991, als die Firma KTM erstmals Pleite ging (siehe Infobox). Chens inzwischen verstorbener Mann Hermann Urkauf erwarb damals um 35 Millionen Schilling den Fahrradbereich, die Motorradsparte ging an Stefan Pierer.
Mit ihm habe es jahrelang eine friedliche Koexistenz gegeben. Bis 2017. Da hat sein Konzern plötzlich begonnen, mit der Marke KTM zu werben – und zwar nach dem Einstieg in den E-Bike-Bereich. Urkauf-Chen klagte und ging bis zum Obersten Gerichtshof – und gewann. Seit damals verkauft die KTM AG ihre Fahrräder nur unter eigenen Marken wie GasGas. Dennoch hege man gegenüber Pierer und seiner Firma keinen Groll, versichern Mutter und Tochter und bedauern die Pleite sehr. „Das ist eine extrem schlimme Nachricht.“
Starker Umsatzanstieg in den vergangenen Jahren
Das eigene Unternehmen sieht die Geschäftsführung hingegen gut aufgestellt, vor allem seit KTM Bikes 2012 in den Markt für E-Fahrzeuge eingestiegen ist. „In den ersten 20 Jahren ist der Umsatz nur minimal gewachsen.“ Waren es 1992 nur 25 Mio. Euro und 2010 100 Millionen. Im Vorjahr waren es schon rund 600 Mio. Euro. „Wir sehen uns als Innovationsführer“, sagt Limbrunner und nennt etwa E-Mountainbikes. Diese Saison etwa sei dabei eine Automatikschaltung die wichtigste Innovation gewesen.
Die Preise von E-Bikes seien in den vergangenen Jahren immer wieder gestiegen, auch weil sie leistungsstärker geworden seien oder mit Scheibenbremsen oder GPS ausgestattet seien. 40 Prozent des Umsatzes komme bereits aus diesem Segment. Gefertigt werde alles in Mattighofen, eine Tochter in Tschechien liefert zu (auch für andere Hersteller).
Wegen Überangebot "Durchtauchen" angesagt
„Wir haben in den letzten Jahren 40 Millionen in Oberösterreich investiert und werden dies auch weiterhin tun“, sagt Johanna Urkauf. Allerdings sei auch KTM Bikes von höheren Energie- und Lohnkosten am Standort betroffen, zudem bestehe nach dem Hype in der Pandemie ein Überangebot auf dem Markt. 2022 seien 300.000 Räder verkauft worden, heuer nur 200.000. „Jetzt muss man durchtauchen“, so Urkauf. Die Gewinne der letzten Jahre seien zur Sicherung des Standorts geflossen. „Aktuell ist es schon anstrengend, es wird zu einer Marktbereinigung kommen.“
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