Versorgung: OMV gibt Gas für den nächsten Winter
OMV-Chef Alfred Stern kann mit einer hoffnungsvollen Nachricht für die heimischen Unternehmen und Haushalte aufwarten. „Die OMV arbeitet mit Nachdruck daran, die Versorgung für den nächsten Winter zu sichern“, sagte Stern am Montag im Gespräch mit dem KURIER. Sowohl was die Menge an Gas als auch die Transportkapazitäten betrifft.
Für den laufenden Winter schaut es für Österreich bekanntlich positiv aus. Die Speicher sind voll, die Versorgung so gut wie gesichert. Bis zum Ende des laufenden (unrunden) Gasjahres Ende September 2023 verfügt die OMV eine Gasmenge von 80 TWh und Transportkapazitäten von 40 TWh.Die große Sorge aller gilt aber dem nächsten Winter.
„Wir bereiten uns bereits auf den nächsten Winter vor. Es bedarf vieler verschiedener Aktivitäten, um über den Winter zu kommen“.
Stern zeigt sich zuversichtlich, dass die OMV wieder auf ein Volumen von 80 TWh zugreifen kann. Diese Mengen würden wiederum aus der eigenen OMV-Produktion in Norwegen kommen, aus zusätzlichen Gaslieferverträgen mit Norwegen und Italien sowie über das LNG-Terminal (Flüssiggas) in Rotterdam, an dem die OMV beteiligt ist. Damit wäre ein Großteil des österreichischen Marktes abgedeckt. Der Gesamtverbrauch des Landes lag im Vorjahr bei 96 TWh und dürfte aufgrund von Einsparungen sinken.
„Die große Unsicherheit sind aber die Transportkapazitäten nach Österreich, diese müssen sichergestellt werden“, erklärt Stern. Pipeline-Kapazitäten werden über eine europäische Plattform versteigert, die Auktionen finden erst im Sommer 2023 statt. Stern: „Unsere Vorbereitungen für die nächsten Auktionen laufen schon“. Der OMV-Chef gibt sich zuversichtlich. Für diesen Winter habe die OMV 40 TWh innerhalb von sieben Monaten aufstellen können, für 2023/24 sei die Vorbereitungszeit wesentlich länger.
Nationale Gasfirma
Details will Stern nicht verraten. Die OMV stehe im Wettbewerb, nicht nur mit anderen Unternehmen, auch mit Staaten. „In den Medien zu veröffentlichen, was genau wir für den nächsten Winter planen, wäre nicht besonders intelligent“. Die OMV tue enorm viel für die Versorgung. „Nur weil ich nicht erzähle, mit wem wir gerade verhandeln, heißt das doch nicht, dass nichts passiert“, meint Stern in Richtung Politik.
Im März gründete die OMV eine Gas-Taskforce aus Experten. Nun schlägt der OMV-Boss die Verstaatlichung der OMV-Gashandelstocher OGMT (OMV Gas Marketing & Trading) vor. Die OMV habe nur 45 Prozent Marktanteil und könne als Unternehmen allein schon gesetzlich nicht darüber hinaus gehen.
Da ist das Aktiengesetz vor. Die Staatsholding ÖBAG halte 31,5 Prozent und dürfe gegenüber den anderen Aktionären nicht bevorzugt werden. „Die OMV kann nicht ganz Österreich abdecken und hat keinen Versorgungsauftrag. Dafür braucht es eine nationale Gashandelsfirma, die alle Marktaktivitäten bündelt“. Dafür wäre die OGMT mit ihrer Expertise und Kompetenz eine gute Basis, das Unternehmen hat rund 200 Mitarbeiter.
Was passiert mit Gazprom-Verträgen?
Das große Geschäft ist der Gashandel nicht, sondern die Förderung (E&P). Die OGMT verkaufte im Vorjahr zwar 156 TWh, macht aber nur minimale Gewinne und fuhr heuer im ersten Halbjahr 22 Millionen Euro Verlust ein. Das Unternehmen hat einige Auslandstöchter und Verträge mit Dritt-Lieferanten, vermarktet das OMV-eigene Gas aus Norwegen und Österreich und beliefert die Kunden des Konzerns.
Über die OGMT laufen auch die langfristigen Verträge mit der russischen Gazprom. Sollte die Republik diese auch übernehmen? Eine Frage der Ausgestaltung, meint Stern dazu. Lieferverträge beinhalten Ansprüche und Verpflichtungen, die Gazprom-Verträge seien „ein besonderes Thema“. Schenken könne man der Republik die OGMT freilich nicht, „das muss ordentlich abgearbeitet werden“.
Zum Angebot des modifizierten Norwegen-Konsortiums, das die Mehrheit am milliardenschweren E&P-Geschäft der OMV gegen Lieferverträge übernehmen will, meint Stern: „Das entzieht sich meiner Logik, dieses Konsortium unterliegt genau den gleichen Marktbedingungen wie wir“. Möglich, dass das Konsortium zusätzliche Kapazitäten gebucht habe, „aber das kostet Geld“. Die ÖBAG will demnächst ihre Vorschläge für die Versorgungssicherheit Österreichs unabhängig von Russland vorlegen.
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