Der Verkauf des Rohbaus für das geplante Luxuskaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße 10 bis 18, ein Prestigeprojekt des gestrauchelten Signa-Chefs René Benko, stand vier Monate lang auf der Kippe. Grund war eine Strafanzeige gegen Benko und einen Ex-Manager. In dieser wurde behauptet, dass Benko das Leiner-Kaufhaus im Dezember 2017 zu einem Schnäppchenpreis in Höhe von 60 Millionen Euro erstanden hat, obwohl zwei höhere Angebote über 70 bzw. 90 Millionen Euro vorgelegen hätten. Das Gebäude sei unter Preis verkauft worden.
Folglich soll durch den Verkauf ein Millionenschaden entstanden sein. Es ging um den Verdacht des schweren Betrugs und der Untreue.
Diese Strafanzeige wurde von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nun zurückgelegt.
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„Mir wurde von der WKStA mitgeteilt, dass in Bezug auf eine Sachverhaltsmitteilung von 10. März 2024 am 15. Juli 2024 in allen Fällen von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abgesehen wurde“, sagt Masseverwalter Clemens Richter zum KURIER. „In der Zwischenzeit wurde über meinen Antrag auch die sogenannte Streitanmerkung im Grundbuch gelöscht.“ Denn das Gesetz sieht vor, dass man mit der Bestätigung einer Strafanzeige eine Streitanmerkung im Grundbuch erwirken kann.
Diese Streitanmerkung hätte bei den potenziellen Kaufinteressenten zu einer Verunsicherung führen können. Wer kauft schon ein Projekt, das Mittelpunkt eines Ermittlungsverfahrens ist.
530 Millionen Euro
„Diese Hürde ist jetzt weg. Ich habe den Verkaufsprozess aber nicht gestoppt, und ich habe eine kleine Gruppe an Interessenten“, bestätigt Richter dem KURIER. Er erwartet in den nächsten Wochen verbindliche Angebote.
Das Gesamtvolumen des Pro jekts, bestehend aus dem Kaufhaus, einem 148-Zimmer-Hotel, der Leiner-Garage und einem öffentlich zugänglichen Dachgarten, beträgt 530 Millionen Euro, rund 300 Millionen Euro wurden bereits verbaut. Das heißt, der Käufer muss zumindest 230 Millionen Euro in die Hand nehmen, um das Projekt fertigzustellen. Und 260 Millionen Euro an Bankkrediten müssen übernommen oder abgelöst werden.
Die Interessenten
Laut einem KURIER-Bericht gab es im Mai acht Interessenten für den Rohbau. Besichtigt haben es u. a. Vertreter der Vienna Insurance Group (VIG). „Die VIG hat im Rahmen des vom Masseverwalter ausgelobten strukturierten Verkaufsverfahrens Interesse bekundet und im Bieterprozess ein unverbindliches Angebot gelegt“, teilt VIG-Sprecher Wolfgang Haas dem KURIER mit. „Die Due Diligence (eingehende Prüfung der Zahlen, Anm.) ist noch im Laufen, es gibt derzeit weder ein verbindliches Angebot noch Verhandlungen.“
Weitere Interessenten sind die Immobilienentwickler Hines, Morgan Stanley Real Estate, CC Real und Damac Properties. Auch die tschechische KKCG SE um Milliardär Karel Komarek soll zu diesem Kreis gehören.
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