Varta lädt Batterie an der Börse auf

Expansion durch Bau einer neuen Fabrik für Mikrobatterien
Investor Michael Tojner will die Energiespeicher-Tochter kräftig ausbauen.

Am Finanzplatz Wien liegt der letzte Börsegang eines Unternehmens mehr als zwei Jahre zurück. Und auch in den nächsten Monaten stehen keine Zugänge, sondern nur Abgänge auf dem Plan. Der größte davon wird das Delisting des Feuerfest-Riesen RHI 2017 sein.

Beim Börsegang des deutschen Batterienherstellers Varta in Frankfurt gibt es zumindest eine österreichische Beteiligung: Der deutsche Batterienhersteller Varta steht zu 100 Prozent im Eigentum der in der Schweiz notierten Beteiligungs-Holding Montana Tech Components. Und diese mehrheitlich dem österreichischen Investor Michael Tojner.

Kapitalerhöhung

Die Details des Börseganges stehen jetzt fest. Varta will sich über eine Kapitalerhöhung rund 150 Millionen Euro vom Kapitalmarkt holen. Die Aktie soll zwischen 9 und 12,5 Euro kosten, die Anbotsfrist läuft bis zum 29. November. Die Aktien werden ab 2. Dezember an der Börse Frankfurt gehandelt.

Mehrheitsaktionär von Varta bleibt zumindest für weitere 24 Monate nach dem Börsegang Tojners Montana Tech Components. Der Streubesitz soll zwischen 29 und 41 Prozent ausmachen. Wie groß der Montana-Anteil bleibt, hängt von der Nachfrage nach den Aktien ab. Bei Bedarf kommt ein zusätzliches Aktienpaket (Greenshoe) von bis zu 15 Prozent des Emissionsvolumens aus Montana-Besitz auf den Markt.

Auf dem Kapitalmarkt stößt der Börsegang freilich nicht nur auf Zustimmung. In den vergangenen Jahren – ist aus Kreisen von Fondsmanagern zu hören – habe es wenig Wachstum gegeben, die Börsenstory sei "eher dünn".

Mit dem frischen Kapital soll die Hauptsparte Mikrobatterien – die zwei Drittel des 2015 auf 195 Millionen Euro gestiegenen Umsatzes erwirtschaftet – ausgebaut werden. Unter anderem ist der Bau einer neuen Fertigung für Mikrobatterien um rund 50 Millionen Euro geplant. Varta ist laut eigenen Angaben einer der beiden Weltmarktführer bei Knopfbatterien auf dem wachsenden Hörgerätemarkt.

Zukäufe bei Speichern

Den Großteil des Geldes aus dem Börsegang will Varta aber in sein zweites Standbein, Speicherbatterien für Strom aus Fotovoltaik-Anlagen, stecken. Diese Sparte soll vor allem durch Firmenkäufe ausgebaut werden.

Der Markt ist auf viele kleine Anbieter aufgeteilt und befindet sich derzeit in einem Konsolidierungsprozess. Durch das weltweite Wachstum der Stromproduktion in Fotovoltaikanlagen biete diese Branche ebenfalls hohes Wachstumspotenzial. In der Forschung – in der 130 der weltweit 2000 Mitarbeiter arbeiten, ist Varta auch in Österreich tätig. Mit der Technischen Universität Graz gibt es ein Joint-Venture für Materialforschung.

Für Varta ist der Börsegang eigentlich eine Rückkehr an die Börse. Die Industriellen-Familie Quandt, die auch maßgeblich am Autobauer BMW beteiligt ist, hatte die Gruppe 2002 zerschlagen. 2006 hatte Montana Tech die damals kleinste Sparte, die Mikrobatterien, gekauft.

Montana Tech Components

Die Industriegruppe Montana Tech steigerte 2015 mit weltweit 5200 Mitarbeitern den Umsatz um 21 Prozent auf 715 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg um 8 Prozent auf 56,7 Millionen Euro, der Nettogewinn ging leicht zurück.

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