Varta-Aktionären droht ein Totalverlust

Varta-Aktionären droht ein Totalverlust
Der Großteil der Gläubiger soll auf Forderungen verzichten. Die Aktionäre dürften auch eine Hauptlast der Sanierung tragen.

Beim stark angeschlagenen deutschen Batterieproduzenten Varta (800 Millionen Euro Umsatz, 500 Millionen Euro Schulden) steht es Spitz auf Knopf. Der österreichische Investor Michael Tojner, der über die Montana Tech Components Varta-Mehrheitsaktionär ist, setzt alles dran, um beim Konzern mit Sitz in Ellwangen ein Insolvenzverfahren zu vermeiden.

Deshalb hat Rapid-Sponsor Varta beim Amtsgericht Stuttgart ein vorinsolvenzliches Verfahren beantragt, sprich: ein Verfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG). Dabei handelt es sich um ein gerichtliches Entschuldungsverfahren in Eigenregie. Ziel des Managements ist die Umsetzung eines Restrukturierungsplans.

Keine Alternative?

„Wir müssen diesen Schritt setzen, um Varta eine Zukunft zu geben, fast 4.000 Arbeitsplätze zu sichern und das Unternehmen als Wirtschaftsfaktor in der Region und vor allem als Technologieträger für Europa zu erhalten“, so Michael Tojner in einer schriftlichen Stellungnahme. „Gemeinsam mit dem Management wurden alle Alternativen abgewogen, die Entscheidung ist keinem leichtgefallen. Auch alle Gutachten und Berechnungen sind zu diesem Ergebnis gekommen.“

Innerhalb eines Jahres hat die Varta-Aktie 87 Prozent ihres Wertes verloren. Am Montag rutschte der Kurs um weitere 72 Prozent auf 2,88 Euro ab. Ursachen für die Talfahrt des Konzerns sind die schlechte allgemeine Wirtschaftslage, die hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie Investitionen in Produktionsanlagen für wiederaufladbare Lithium-Ionen-Batterien. Letztere sollen sich nicht gegen die Billigkonkurrenz aus Asien behaupten können.

Schuldenschnitt

Die Entscheidung für ein solches Sanierungsverfahren sei laut Tojner die einzige Möglichkeit, „dem Unternehmen eine positive Perspektive zu geben“. Im Zuge des Verfahrens soll es zu einem Schuldenschnitt und zu einem Kapitalschnitt kommen.

Das wichtigste Ziel sei es, so Tojner weiter, die Schuldenlast der Varta zu reduzieren und damit zugleich den Bewegungsspielraum für eine positive Geschäftsentwicklung zu vergrößern. Um neue Marktfelder zu erschließen und die laufende Geschäftstätigkeit zu stabilisieren, reiche die Versorgung des Unternehmens mit zusätzlichem Kapital nicht aus.

„Zuerst muss das Grundproblem der Verschuldung behoben werden. Diese Entscheidung ist mit harten Einschnitten verbunden – auch ich verliere im Zuge der nun gestarteten Sanierung den gesamten Aktienwert“, sagt Tojner.

100 Millionen Euro

Denn laut Varta sollen die Banken und Hedgefonds nur dann zu einem Schuldenschnitt bereit sein, wenn der Batteriekonzern im Gegenzug das Grundkapital auf null herabsetzt. Damit erleiden die Aktionäre einen Totalverlust. In weiterer Folge soll frisches Kapital durch Ausgabe neuer Aktien in den Konzern fließen. Insgesamt sind rund 100 Millionen Euro frisches Kapital nötig.

Etwa die Hälfte davon soll Tojner beisteuern, schätzen Beobachter. Der Rest könnte vom Sportwagenbauer Porsche kommen. Beobachter gehen davon aus, dass am Ende nur der bisherige Mehrheitsaktionär Tojner und die Porsche AG die neuen Aktien zeichnen dürfen.

Einstieg von Porsche?

Laut dem deutschen Magazin Capital bestätigte Porsche Verhandlungen mit Varta.

Porsche habe Interesse an der Varta-Tochter V4Drive, welche die Autobatterien herstellt. „Unter bestimmten Umständen könnten wir uns daher vorstellen, uns auch an einer finanziellen Neuaufstellung der Varta AG insgesamt zu beteiligen“, so der Autobauer. So gehe es darum, Schlüsseltechnologien in Deutschland zu erhalten.

75 Prozent der Gläubiger müssen zustimmen

Am Ende müssen aber die Gläubiger über den Restrukturierungsplan abstimmen. Und die Hürden dafür sind hoch. Für eine gerichtliche Bestätigung des Restrukturierungsplans ist die Zustimmung von drei Vierteln der Gläubiger notwendig. Das heißt, das Varta-Management muss die Mehrheit der Gläubiger vom eingeschlagenen Weg der Sanierung überzeugen – vor allem die Finanzgläubiger. Aber auch die Minderheitsaktionäre, die den Sanierungsplan ablehnen, sind an die gerichtliche Bestätigung des Plans gebunden.

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