Vamed-Verkauf: "Gemeinnützige Angebote müssen in österreichischer Hand bleiben"
Der Verkauf des heimischen Gesundheitsdiensteanbieters Vamed durch den deutschen Eigentümer Fresenius wirbelt weiterhin Staub auf. Nach Protesten der SPÖ sind es nun die Mitarbeiter, die sich dagegen aussprechen. Konkret jene der österreichweiten Reha-Einrichtungen, die an an den französischen Finanzinvestor PAI gehen. In einer öffentlichen Betriebsversammlung am Dienstag Vormittag vor dem Anton-Proksch-Institut (API) in Wien Liesing wurden Sorgen über eine Verschlechterung der Lage von Patienten und Mitarbeitern laut.
Allen voran von Harald Steer, Betriebsratschef der Vamed und des API. "Ich bin kein Gegner der Marktwirtschaft, aber wer macht mit solchen Einrichtungen Geschäfte?". Er fordert, dass die Rehabetriebe der Gemeinnützigkeit weiterhin verpflichtet sein sollten. "Den einzigen Gewinn, den sie erzielen sollten, ist für die Gesundheit der Bevölkerung."
Schon die Privatisierung in den 1990er-Jahren sei ein "gewisser Sündenfall gewesen". Aber damals sei das PPP-Modell (Public Private Partnership, die Kooperation von öffentlicher Hand und privater Wirtschaft) der "heißeste Scheiß" gewesen. "Jetzt weiß man, dass es nicht so gut läuft."
Damals habe man gedacht, dass die Vamed immer Eigentümer bleiben werde. Der jetzige Verkauf an die Franzosen habe keinen Mehrwert für die Bevölkerung. Er fordert auch eine Betriebsvereinbarung für die Mitarbeiter.
"Wir sind gebrannte Kinder"
Dem schloss sich Andreas Huss, ÖGK-Arbeitnehmer-Obmann und stellvertretender Vorsitzender der Dachverbands der Sozialversicherungsträger, an und blickte ebenfalls in die Vergangenheit. "Wir sind gebrannte Kinder. Durch die Lohnnebenkostensenkungen fehlen uns 340 Millionen Euro für die Versorgung der Patienten."
Er sieht eine fortschreitende Privatisierung im Gesundheitssystem und im konkreten Fall auf Kosten der Patienten und Mitarbeiter. "Wir haben einerseits die Sorge vor Belastungen für die Mitarbeiter, andererseits vor Verschlechterung der Qualität." Denn der französische Käufer sei bisher noch nicht im Gesundheitswesen tätig und wolle das Unternehmen möglichst günstig kaufen, "die Braut aufhübschen" und dann mit Gewinn nach einigen Jahren verkaufen. Huss warnt auch davor, dass die Franzosen höhere Preise bei geringeren Leistungen verlangen könnten. Er fordert ebenfalls, dass "gemeinnützige Einrichtungen in österreichischer Hand bleiben müssen".
"Wollen künftige Regierung unter Druck setzen"
Helmut Gruber, Landesvorsitzender der Gewerkschaft vida in Wien, befürchtet, dass die Mitarbeiter erpresst werden könnten. "Kürzere Pausen, längere Arbeitszeiten oder ein Gehaltsverzicht" sieht er auf die Beschäftigten zukommen. "Wir werden die künftige Regierung unter Druck setzen", kündigte er an.
Wie sehr dies dann noch Sinn macht, ist angesichts des fortgeschrittenen Verkaufsprozesses fraglich. Denn die EU-Kommission hat bereits vor einigen Tagen die Übernahme kartellrechtlich genehmigt. Nun fehlt nur noch das Closing des Deals.
Steer glaubt zwar ohnehin nicht mehr an eine Gesamtlösung für den Vamed-Konzern, aber will sich weiterhin für die Reha-Zentren einsetzen. Schließlich koste in diesen die Betreuung nur einen Bruchteil. Das API etwa arbeite sehr kostendeckend.
"Das Anton Proksch Institut ist gemeinnützig, es kommt zu keiner Gewinnausschüttung", sagt Vamed-Chef Klaus Schuster gegenüber dem KURIER. "Ziel ist es, mit den Erlösen möglichst viele Patienten in hoher Behandlungsqualität betreuen zu können.“ Die Gemeinnützigkeit des Anton Proksch Instituts bleibe unverändert bestehen. "Die Qualität der bisher angebotenen Leistungen in Beratung und Behandlung – sowohl ambulant als auch stationär – sowie die Positionierung als attraktiver und innovativer Arbeitgeber im Suchtkontext stehen weiterhin im Vordergrund."
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