Vamed-Führung will Missstände im Konzern aufarbeiten

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Vamed verspricht laut "Der Standard" Mitarbeitern, die Informationen liefern, dass es keine rechtlichen Konsequenzen gibt

Im Zuge der Aufspaltung der Vamed will die Führungsetage offenbar auch Missstände in dem Konzern aufdecken. Um das zu erleichtern, wurde laut einem Bericht der Tageszeitung "Der Standard" vom Wochenende rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Wiener Zentrale per Brief versprochen, dass es keine arbeits- oder zivilrechtlichen Konsequenzen gibt, wenn sie an Missständen beteiligt waren und darüber Informationen liefern.

Bis Mitte Oktober werde der "Abschluss einer Amnestievereinbarung" angeboten, zitiert der "Standard" aus dem Brief. Dadurch sollten die Mitarbeiter ermutigt werden, "Unterlagen zur Verfügung zu stellen" und "Hinweise auf potenziell unkorrektes Verhalten zu geben".

Konkrete Informationen, zu welchen Missständen die Mitarbeiter Informationen liefern sollen, werden in dem Brief laut dem Artikel nicht gegeben. Im Konzern würden aber schon seit längerem Prozesse laufen, in denen "unter anderem die Hintergründe der Zusammenarbeit mit verschiedenen Vertragspartnern" im internationalen Projektgeschäft, das im Zuge der Aufspaltung abgewickelt werden soll, "aufgearbeitet" würde. Bei dem Aufarbeitungsprozess helfe auch eine Rechtsanwaltskanzlei namens Lathman & Watkins.

Laut "Standard" könnte es sich um Missstände handeln, die unter der Führung von Ernst Wastler entstanden seien, der von 2011 bis 2023 Vorstandsvorsitzender der Vamed war. Nach seinem Abgang sei vom Mehrheitseigentümer Fresenius ein "Prüfungsausschuss" eingerichtet worden, um die Prozesse in dem Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auf APA-Anfrage teilte die Vamed mit, dass die Amnestievereinbarung den Mitarbeitern Vertrauen geben soll, dass das Unternehmen sie in der aktuellen Übergangsphase unterstützt. "Dies ist ein üblicher Vorgang im Zusammenhang mit der Zurückführung von Projektgeschäften und damit verbundener Vertragskonstellationen", heißt es in dem Statement. Die Vereinbarung betreffe daher auch nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im internationalen Projektgeschäft tätig sind.

Der Vamed-Konzern mit rund 20.000 Mitarbeitern ist heuer im Mai von Fresenius filetiert und auf unterschiedliche Unternehmen aufgeteilt worden. So erwarben die beiden Baukonzerne Porr und Strabag Anteile an mehreren Thermen in Österreich, die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH Wien) sowie das österreichische Vamed-Projektgeschäft. Die Private-Equity-Firma PAI Partners übernahm 67 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft. Die restlichen 33 Prozent bleiben bei Fresenius.

Laut dem Konzernbetriebsratsvorsitzenden der Vamed, Harald Steer, war der Grund für die Aufspaltung die "massive Schieflage" im internationalen Projektgeschäft. Vamed hatte Kliniken in Asien, Südamerika und Afrika gebaut, geriet infolge der gestiegenen Zinsen aber unter Druck.

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