Wiener Konzern ist verantwortlich für 200.000 Krankenhausbetten
Man könnte meinen, dass die Corona-Pandemie für alle im Gesundheitswesen ein Ticket zum Geldverdienen war. Nicht unbedingt – Hersteller von Beatmungsgeräten einmal ausgenommen.
Das zeigt auch das Beispiel der österreichischen Vamed-Gruppe, die auf fünf Kontinenten als ganzheitlicher Gesundheitsdienstleister unterwegs ist. Von der Planung bis zum Betrieb ganzer Krankenhäuser. Ein komplexes und internationales Geschäft, womit das Problem auch schon umrissen ist.
Die Pandemie hat alles entlang der Wertschöpfungskette auf den Kopf gestellt. In quasi allen 95 Ländern, in denen die Gruppe tätig ist, war die Einreise zeitweilig erschwert oder gar nicht möglich, was die Akquise neuer Projekte erschwerte. „Verhandeln Sie einmal mit einem kaukasischen Staat per Video“, spitzt es Vamed-Vorstandschef Ernst Wastler zu.
Dazu kam, dass viele Projekte verschoben wurden. Kredite waren schwerer zu bekommen und jene Staaten, die am Ölgeschäft hängen, haben unter dem Preisverfall des schwarzen Goldes gelitten. Kurzum: Es war weniger Geld für den Ausbau des Gesundheitswesens in den Kassen. Das schlug sich bei der Vamed im Vorjahr mit einem Minus von 21,6 Prozent im Projektgeschäft nieder.
Kliniken in Ghana
Trotz Krise und widriger Umstände wurden jedoch auch zahlreiche Projekte umgesetzt. „In Ghana haben wir mitten in der Pandemie fünf Regionalkrankenhäuser und eine Poliklinik fertiggestellt“, sagt Wastler. Trotz internationaler Projekte – unter anderem im Oman, Saudi Arabien oder der Mongolei – macht die Gruppe weiterhin 88 Prozent des Gesamtumsatzes in Europa und war 2020 an zahlreichen Corona-Projekten maßgeblich beteiligt.
Allein in Italien hat die Vamed laut eigenen Angaben die Medizintechnik in 130 Krankenhäusern verfügbar gehalten und etwa in Bergamo eine Notfallkrankenversorgung in der Messehalle zur Verfügung gestellt. Im Wiener AKH hat der Konzern die Zahl der Beatmungsgeräte binnen weniger Tage von 240 auf 280 aufgestockt. Weltweit hat die Gruppe 207.000 Krankenhausbetten verfügbar gehalten. Zum Vergleich: Österreichweit gibt es 47.000 Krankenhausbetten.
Kosten gestiegen
Die Vamed-Mitarbeiter waren 2020 voll ausgelastet. „Sie haben 510.000 zusätzliche Arbeitsstunden geleistet“, sagt Wastler. „Im Ergebnis haben sich aber vor allem die höheren Kosten niedergeschlagen. Das operative Ergebnis ist um 78,7 Prozent auf 28,5 Millionen Euro eingebrochen, das Ergebnis vor Steuern von 112,9 auf 9 Millionen Euro gefallen. Schuld waren laut Wastler die Zusatzkosten infolge der Pandemie.
Häfen waren geschlossen, Flugzeuge blieben am Boden, in der Lieferkette kam es zu Verzögerungen. Auch, weil Mitarbeiter nicht mehr ohne Quarantäne ein- und ausreisen konnten. Was sich ebenso in den Kosten niederschlug wie Millionen an zusätzlichen Testungen und Schutzmaßnahmen. Im Vergleich zu normalen Zeiten habe man um ein Drittel mehr Schutzausrüstungen gebraucht. Allein 3,1 Millionen Masken und 21 Millionen Handschuhe wurden benötigt.
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