Vamed: Weitere Standorte von Verkauf ausgeklammert

Vamed: Weitere Standorte von Verkauf ausgeklammert
Von den 21 Vamed-Standorten in Österreich, die zum Verkauf an das französische Private-Equity-Unternehmen PAI standen, werden nun sieben vorerst doch nicht verkauft.

Im Mai wurde der Vamed-Konzern vom deutschen Eigentümer Fresenius filetiert und an unterschiedliche Unternehmen verkauft. So erwarben etwa die beiden Baukonzerne Porr und Strabag Anteile an mehreren Thermen in Österreich.

Die Vamed, rund 20.00 Mitarbeiter hat der Konzern, hat Kliniken in Asien, Südamerika und Afrika gebaut, geriet infolge der gestiegenen Zinsen aber finanziell unter Druck, "massive Schieflage" nennt es Vamed-Betriebsrat Harald Steer. Der operative Verlust (EBIT) betrug im Vorjahr 16 Millionen Euro. Fresenius war dadurch unter Zugzwang geraten, zog die Reißleine und entschied sich, Anteile abzustoßen. 

Mit 1. Oktober gingen 70 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft an das französische Private-Equity-Unternehmen PAI, 30 Prozent bleiben bei der deutschen Fresenius. Rund 20 Reha-Einrichtungen der Vamed in Österreich sollten Teil des Pakts sein. Kurz darauf wurde bekannt, dass das renommierte Wiener Anton Proksch Institut für Suchtkranke und die Kinder-Reha in St. Veit im Pongau (Leuwaldhof) - doch nicht an die Franzosen mitverkauft wurden.

Und wie das Ö1-Morgenjournal berichtet, wurden noch weitere Reha-Einrichtungen in Österreich aus dem Verkauf ausgeklammert. Insgesamt sieben Standorte, inklusive des Anton Proksch Instituts und der Kinder-Reha in St. Veit, sollen nicht an den französischen Finanzinvestor gegangen sein: das Neurologische Therapiezentrum Kapfenberg, das Neurologische Therapiezentrum Gmundnerberg, die Rehaklinik Enns und das Psychosomatische Zentrum Eggenburg, zu dem auch die Rehabilitationsklinik Gars am Kamp gehört.

Öffentliche Hand beteiligt

All diesen Häusern ist gemein, dass an ihnen auch die öffentliche Hand beteiligt ist und somit ein Vorkaufsrecht habe, heißt es. Das Neurologische Zentrum Kapfenberg gehört etwa zu 10 Prozent der Stadt Kapfenberg. Man stehe mit der Vamed in "starken Verhandlungen", so SPÖ-Bürgermeister Matthäus Bachernegg gegenüber Ö1. Man wolle sichergehen, dass weder für die Mitarbeiter noch für die Patienten des Neurologischen Zentrums Verschlechterungen zu erwarten seien. Auf die Frage, ob es denkbar wäre, dass die Stadt Kapfenberg mit Unterstützung des Landes vom Vorkaufsrecht gebraucht macht, antwortet Bachernegg: "Denkbar ist im Moment alles." Das MTK sei für die Stadt wichtig.

Betreffend die Kliniken Enns und Gmundnerberg stehe das Land OÖ derzeit in Verhandlungen, wird im Büro von Landesrat Markus Achleitner bestätigt. In Eggenburg und Gars am Kamp ist das Land Niederösterreich beteiligt. Auch dort würde verhandelt.  

Findet gute Lösungen

Vamed-Betriebsrat Steer appellierte einmal mehr: "Bund, Länder, Sozialversicherungen: Setzt Euch an einen Tisch, findet gute Lösungen." Denn die PAI würde die Reha-Zentren in einigen Jahren weiterverkaufen wollen. Langfristig befürchtet Steer Verschlechterungen für Personal wie Patienten. Im Vorfeld des Verkaufs warnten Gewerkschaft, Betriebsrat Steer und auch die Politik vor dem Verkauf an die Franzosen. Steer etwa erwartet in den nächsten fünf Jahren Einsparungen bei Patienten und Mitarbeitern, um das Geschäft dann gewinnbringend weiterzuverkaufen. "Denn das ist deren Geschäftszweck."

Bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) geht die Sorge um, dass die Belastung für die Mitarbeiter steigen und Leistungen für die Steuerzahler teurer würden. ÖGK-Obmann Andreas Huss forderte eine gemeinnützige Lösung in österreichischer Hand. Der Investmentfonds PAI habe keine Affinität zur Gesundheitsversorgung und wolle nach einigen Jahren mit Gewinn wieder verkaufen, kritisierte Huss. Diese Gewinne könnten nur durch Druck auf die Mitarbeiter oder eine Verschlechterung der Qualität erzielt werden. Die noch größere Gefahr sieht der ÖGK-Obmann darin, dass teurere Leistungen erbracht werden, die gar nicht nötig sind, wie sich bei PAI-Beteiligungen an Altersheimen in Deutschland gezeigt habe. "Und Steuerzahler in Österreich sollen so Gewinne von Investoren in Frankreich finanzieren", kritisierte Huss.

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