Die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Donald Trump bringt die amerikanischen Börsen ins Schleudern. Die wichtigsten US-Aktienindizes, Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 sind in den vergangenen Wochen geradezu abgestürzt.
Die unberechenbare Zollpolitik, hohe Inflationsraten und eine insgesamt unsichere wirtschaftliche Lage in den USA führten bei vielen Investoren zu Verunsicherung.
Auch viele österreichische Anleger, die ihr Geld in US-Unternehmen investiert haben, stehen nun vor sinkenden Kursen. Wann ist ein Verkauf von Aktien sinnvoll und welche Möglichkeiten zur Geldanlage sind in der aktuellen Situation am sichersten?
Der KURIER hat bei Fritz Mostböck, Chefanalyst der Erste Bank, nachgefragt:
Mostböck rät Anlegern, nicht in Panik zu verfallen und Ruhe zu bewahren. "Es zeichnet sich aktuell kein Börsencrash ab. Die Finanzmärkte reagieren einfach nur sehr sensibel auf das Hin und Her und die geopolitischen Entscheidungen Donald Trumps", sagt der Experte.
US-Investments sollten Anleger lieber zurückschrauben
Anstatt jetzt zu verkaufen, würde Mostböck eher abwarten, wie sich die Märkte entwickeln. Gleichzeitig sollten Anleger Investments in die USA "lieber zurückschrauben".
Wer aktuell Kapital anlegen möchte, dem rät Mostböck dazu, europäische Unternehmensanteile zu erwerben. Trotz der wirtschaftlichen Schwäche der EU entwickeln sich die europäischen Aktienmärkte besser als der US-amerikanische.
Gleichzeitig steuere die amerikanische Wirtschaft gerade auf eine starke wirtschaftliche Abschwungphase zu, was sich auch an den Börsen bemerkbar macht. "Da muss Donald Trump aufpassen, denn der Kapitalmarkt wird nicht von Fake-News gesteuert, sondern von Zahlen und Fakten", fasst Mostböck zusammen.
Dass die Kurse amerikanischer Unternehmen - vor allem im Technologiebereich - abstürzen, kommt für den Experten nicht überraschend. "Die Unternehmen waren überzogen bewertet und es war schon länger klar, dass hier irgendwann ein Umschwung kommt", so Mostböck. Auch hier sieht der Analyst einen Vorteil europäischer Unternehmen, da diese deutlich günstiger bewertet wären.
Investieren in Rüstungsindustrie mit Einschränkungen
Mostböck rät mit Einschränkungen dazu, aufgrund der aktuellen Situation in die Rüstungsindustrie zu investieren. So sollte Anleger ihr Kapital - auch aus moralischen Gründen - nur in Unternehmen stecken, deren Produkte der Verteidigung dienen und nicht dem Angriff.
Auch in diesem Bereich sollten europäische Konzerne bevorzugt werden. Ob der beste Zeitpunkt für ein Investment schon vorbei ist, sei schwer zu sagen. "Teilweise ist in diese Unternehmen jetzt schon ordentlich Geld hineingelaufen", sagt Mostböck dazu.
Im Bereich der nachhaltigen Aktien (sogenannte "green stocks") werde die aktuelle US-Politik langfristig keinen Einfluss haben, prognostiziert Mostböck. Zwar gebe es während Trumps Amtszeit "globale Rückschritte", jedoch werde Nachhaltigkeit auch in Zukunft ein immer wichtigeres Thema sein. Der Experte steht deswegen auch in der aktuellen Lage Investments in grüne Aktien sehr positiv gegenüber.
Eine breite Streuung minimiert das Verlustrisiko
Insgesamt rät Mostböck Anlegern dazu, ihr Kapital möglichst breit zu streuen, um das Risiko zu minimieren. Wer auf Einzelaktien setze, sollte etwa Anteile von mindestens 50 verschiedenen Unternehmen erwerben. "Wenn ich nur fünf verschiedene Aktien habe, dann ist das Verlustrisiko sehr hoch", warnt Mostböck.
Weil kleine Privataktionäre ein so umfangreiches Portfolio meist nur schwierig alleine aufstellen könnten, rät der Analyst der breiten Masse an Sparenden, ihr Geld in Fonds zu investieren. Globale Aktienfonds wie der MSCI World Fonds oder der Erste Equity Research Fund wären vor allem für langfristige Anlage geeignet und sehr sicher.
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