Am Dienstag war häufig das Wort "Trumpcession" zu hören. Es setzt sich aus dem englischen Wort für Rezession und dem Nachnamen des US-Präsidenten zusammen. Das Risiko, dass die USA durch die chaotische Zollpolitik Donald Trumps - erst werden Zölle angekündigt, dann wieder auf Eis gelegt - in die Rezession schlittern, ist jedenfalls gestiegen.
An den US-Börsen hat die Angst vor der "Trumpcession" bereits für eine gigantische Kapitalvernichtung gesorgt. Am Montag rasselten die Kurse von US-Aktien in den Keller. 4 Billionen Dollar an Börsenwert lösten sich in wenigen Stunden in Luft auf.
Der Zick-Zack-Kurs Trumps bei Zöllen sorgt aber nicht nur für Turbulenzen an den Aktienmärkten. Er verunsichert auch Konsumenten. Sie befürchten steigende Preise. Die Kauflaune sinkt. Im Februar brach die Konsumstimmung so stark ein wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Auch die Zahl der offenen Stellen ging zuletzt zurück, die Arbeitslosigkeit nahm zu. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Wahrscheinlichkeit einer Rezession im heurigen Jahr zuletzt von 15 auf 20 Prozent erhöht.
Eine Rezession zu prognostizieren, sei eine schwierige Sache, sagt der Ökonom Marcus Scheiblecker vom WIFO. Wie stark die "Hü-Hott-Politik" des US-Präsidenten tatsächlich auf die Wirtschaft auswirke, sei schwer zu sagen. Für Investitionen, aber auch für den Konsum schaffe sie jedenfalls kein gutes Klima. "Die Unsicherheit kann die Wirtschaft jedenfalls beeinflussen", sagt Scheiblecker.
Prognose mit Abstufungen
Das WIFO geht für das heurige Jahr nicht von einer Rezession in den USA aus. Die US-Konjunktur sei sehr robust gewesen, sagt Scheiblecker. Bei den Prognosen werde es aber sicher Abzüge geben.
Die US-Bank Morgan Stanley hat ihre Prognose für das US-Wachstum im heurigen Jahr bereits von 1,9 auf 1,5 Prozent reduziert. Im vergangenen Jahr war die US-Wirtschaft noch um 2,6 Prozent gewachsen
"Übergangsphase"
Trump selbst wollte eine Rezession gegenüber dem US-Sender Fox nicht ausschließen. Er sprach von einer "Übergangsphase", in der die Teuerung kurzzeitig nach oben gehen könne. "Was wir tun ist sehr groß. Wir bringen den Wohlstand zurück nach Amerika", fabulierte der US-Präsident.
Hat Trump eine Strategie? "Mir kommt es erratisch vor", meint Wifo-Ökonom Scheiblecker. Trump habe vielleicht eine Ahnung, was seine Zollpolitik bewirken könnte, nämlich eine Produktionsverlagerung in die USA. Er habe aber die Reaktionen anderer Länder darauf ausgeblendet. Weshalb er Zölle, wie die Beispiele von Kanada oder Mexiko zeigen, auch immer wieder hinauszögere. "Die Zweirundeneffekt scheint er nicht bedacht zu haben", sagt Scheiblecker.
Kann die Rechnung aufgehen? Das sei allenfalls dann möglich, wenn Investoren und Unternehmen langfristig damit rechnen könnten. Schnell etwas zu verlagern, wenn man nicht wisse, ob es nachhaltig ist, sei für Unternehmen zu unsicher, sagt der Ökonom: "Es braucht fundierte Entscheidungen."
Zölle auf Stahl- und Aluminium
Bereits am Mittwoch sollten auch die von Trump angekündigten Zölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium in Kraft treten. Sie sollen alle Produzenten außerhalb der USA gleichermaßen treffen, also auch für die EU gelten. Ob es dazu kommen wird oder ob der US-Präsident neuerlich einen Rückzieher macht, war am Dienstagnachmittag nicht absehbar. Die Zölle wurden lediglich für Kanada von 25 auf 50 Prozent erhöht.
Die Auswirkungen auf Europa dürften sich in Grenzen halten. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft prognostiziert lediglich einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts in der EU um 0,02 Prozent. Deutlich größer schätzen die deutschen Wirtschaftsforscher den wirtschaftlichen Schaden für die USA ein. Die Produktionskosten vieler US-Industriebetriebe dürften nach oben gehen, die Preise um 0,41 Prozent steigen und damit auch die Inflationsrate wachsen lassen, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Analyse.
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