US-Zinsen: Es kam ja doch auf die Größe an
Als der hünenhafte Paul Volcker im August 1979 den Posten des US-Notenbank-Chefs übernahm, hatte er eine wahrlich große Aufgabe vor sich. Die Teuerungsrate lag damals oberhalb der Elf-Prozent-Marke. Mit hohen Leitzinsen kämpfte Volcker dagegen an. Entsprechend hohe Zinsen mussten die USA für die Staatsschulden zahlen.
Unter seinen Nachfolgern sanken Leitzinsen und Anleihe-Renditen regelmäßig. Bis sie unter der jetzigen Notenbankchefin Janet Yellen (die gut 40 cm kleiner ist als Volcker) ihr Tief erreichten, siehe Grafik unten. Von der Nulllinie hat sich der US-Leitzins mittlerweile wieder entfernt, seit Dezember hält er bei 1,25 bis 1,50 Prozent. Und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen macht schon wieder mehr als 2,62 Prozent aus. In welche Höhen wird der nächste Fed-Chef Jerome (Jay) Powell die Zinsen führen? Bei der nächsten Fed-Sitzung am 30. und 31. Jänner ist jedenfalls noch Yellen am Ruder, ihre Amtszeit endet offiziell am 3. Februar. "Sie wird Powell voraussichtlich nicht präjudizieren und die Zinsen nicht anheben", sagt Monika Rosen, Chefanalystin der UniCredit Bank Austria. Noch fehlt Powell zwar das letzte grüne Licht vom Senat, das ist aber nur Formsache. In seiner Hand wird es liegen, bei der Fed-Sitzung am 20. und 21. März den Leitsatz anzuheben. Davon jedenfalls gehen die Finanzmarkt-Teilnehmer aus, erzählt Analystin Rosen. Im Jahresverlauf werden drei bis vier Zinsschritte erwartet.
Super-Arbeitsmarkt
Quasi als Morgengabe bekommt Powell eine sehr gute Konjunkturentwicklung und einen beneidenswert guten Arbeitsmarkt. Ein Beispiel dafür: In der Vorwoche gab es so wenige Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wie schon seit 45 Jahren nicht mehr. Die Arbeitslosenquote lag in den Vormonaten bei 4,1 Prozent und damit auf dem tiefsten Stand seit 17 Jahren. Derzeit ist noch kaum zu spüren, dass die Unternehmen deutlich höhere Löhne zahlen müssen und damit die Inflation hochtreiben. "Inflationsdruck ist schon vorhanden, aber die Automatisierung wirkt dagegen", sagt Rosen.
Eine gute Konjunktur praktisch rund um den Globus, eine US-Steuerreform, die die Unternehmensgewinne anschwellen lässt, und Zinsen, die – noch – tief sind: Gründe, warum es an der Wall Street wie am Schnürchen läuft, gibt es mehrere. Im Vorjahr hat der berühmte Dow-Jones-Index der New Yorker Börse gut 25 Prozent zugelegt und zieht seit Jahreswechsel weiter an. Je höher die Zinsen, desto dünner wird aber die Luft für weitere Gewinne.
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