US-Notenbank dürfte weiteren deutlichen Zinsschritt setzen

FILE PHOTO: Federal Reserve Chair Jerome Powell speaks in Washington
Meiste Volkswirte rechnen mit Erhöhung der Spanne für die Leitzinsen um 0,75 Punkte auf 3,75 bis 4,00 Prozent.

Die US-Notenbank Fed wird am morgigen Mittwoch ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation voraussichtlich erneut deutlich anheben. Die Spanne für die Leitzinsen dürfte nach überwiegender Einschätzung von Volkswirten um 0,75 Prozentpunkte auf 3,75 bis 4,00 Prozent steigen. Dies wäre der vierte Zinsschritt dieser Größe in Folge. Seit März hat die Fed die Leitzinsen bisher um 3,00 Prozentpunkte angehoben.

Für eine weitere Erhöhung spricht der anhaltend hohe Preisauftrieb. Im September war die Inflationsrate zwar leicht auf 8,2 Prozent gefallen. Sie liegt aber immer noch weit über dem Inflationsziel der Notenbank von zwei Prozent. Eine merkliche Abschwächung der Preisdynamik ist trotz der Zinserhöhungen bisher nicht zu beobachten. Der anhaltende Mangel an Arbeitskräften stützt die Inflationsentwicklung.

Warten auf Andeutungen

Entscheidend bei der Sitzung wird sein, ob die Fed Signale für eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos ab Dezember gibt. "Da Geldpolitik zeitverzögert wirkt, müsste Fed-Chef Powell hierzu zumindest leichte Andeutungen machen", schreiben die Experten der Dekabank mit Blick auf die weitere Politik. "Ansonsten kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Fed auch bei den nächsten Terminen starke Zinsanhebungen beschließen wird."

Zinserhöhungen könnte Konjunktur belasten

Viele Experten fürchten jedoch, dass weitere deutliche Zinserhöhungen die Konjunktur zu stark belasten könnten. Die Experten der BayernLB erwarten daher, dass Notenbankchef Jerome Powell mit Blick auf die Dezember-Sitzung ein geringeres Tempo in Aussicht stellen könnte: "Die fallenden Einkaufmanagerindizes, der Einbruch im Immobiliensektor und der schwächelnde Privatkonsum senden klare Rezessionssignale aus." Nach zwei Rückgängen in Folge ist die Wirtschaft im dritten Quartal zwar wieder gewachsen.

Ökonomen sehen hier aber keine nachhaltige Belebung. Der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, der Arbeitskräftemangel und die hohe Inflation werden die Konjunktur in den nächsten Quartalen belasten.

Auch die Commerzbank erwartet eine vorsichtige Trendwende bei der Geldpolitik: "In den folgenden Wochen wird die Fed aber wohl die Marktteilnehmer verstärkt auf kleinere Zinsschritte vorbereiten." Schließlich komme allmählich der Zinsgipfel in Sichtweite, dem sich die Fed in langsameren Tempo annähern werde, um keinen allzu abrupten Übergang von der Anstiegsphase zum Zinsplateau zu haben. Entscheidend dürften jedoch die weiteren Inflations- und Arbeitsmarktdaten sein.

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