Urlaubslust trotz Omikron: "Winter hängt dennoch an seidenem Faden"
Selbst wenn die Auslastung in den Wintersportgebieten laut WKO-Tourismusobmann Robert Seeber aktuell bei gerade einmal 20 bis 25 Prozent liegt, steht für ihn fest: „Einen weiteren Lockdown kann sich die Branche nicht leisten.“ Ohne Corona-Hilfen hätte die Hälfte der Tourismusbetriebe nicht überlebt, ist Seeber überzeugt. Doch die Staatshilfen aus dem Steuertopf haben diese Woche einmal mehr die Wogen hoch gehen lassen.
Laut dem gewerkschaftsnahen Momentum-Institut hätten diese nämlich dazu geführt, dass viele Betriebe besser verdient haben als zuvor. „Wir haben uns 502 Unternehmen genauer angeschaut und es zeigt sich, dass 367 Unternehmen Gewinne geschrieben haben“, hieß es seitens des Momentum Instituts.
Matthias Matzer, Geschäftsführer der Österreichischen Tourismusbank (die Tourismusbetriebe Förderungen und Finanzierungen abwickelt),„kann den Vorwurf der Überförderung nicht nachvollziehen“. Die Masse der Betriebe würde mit den Folgen der Pandemie kämpfen, aber natürlich gebe es auch Ausreißer, die profitiert hätten. „Wenn ich so etwas gesehen habe, dann bei großen Unternehmen, die Mitarbeiter angestellt haben, die wissen, wie man zu den Förderungen kommt." Das sind dann auch jene Betriebe, die lange Saisonen haben“, sagt Matzer.
Das Momentum-Institut scheine also gezielt eine entsprechende Gruppe an Unternehmen für ihre Studie ausgesucht zu haben. Das sei in etwa so, als würde man 100 Bentley-Fahrer fragen, ob sie unter den Folgen der Pandemie leiden und dann Rückschlüsse auf alle anderen ziehen, meint er.
Die Wintersaison, die immerhin für eine Wertschöpfung von mehr als 10 Milliarden Euro im Land sorgt, hängt laut Seeber „an einem seidenen Faden“. Schuld seien die geltenden 2-G- und Sperrstundenregelungen. „Und wenn dann auch noch eine Reisewarnung aus Deutschland kommt, dann gute Nacht“, sagt Seeber.
Aus seiner Sicht sollten sich die österreichischen Politiker ein Beispiel an ihren Schweizer Kollegen nehmen und pragmatischer werden. „Dort haben sie eine Inzidenz von 27.000 und bleiben cool, sie haben noch nie zugesperrt.“
Urlaubslust ungebrochen
Offensichtlich kann nicht einmal Omikron die Urlaubslust trüben. Im Gegenteil. Laut einer Umfrage des Market-Instituts (durchgeführt von 21. bis 28. Dezember 2021), planen 39 Prozent der befragten Österreicher über 16 Jahren diesen Winter einen Urlaub. „Das ist der bis dato höchste Wert“, sagt Studienautor David Pfarrhofer und verweist auf Nachzieheffekte.
Im Urlaubsverhalten gibt es allerdings – wenig überraschend – Änderungen. Gebucht wird noch kurzfristiger und unkomplizierte Stornobedingungen stehen in der Prioritätenliste der Reisenden ganz oben. Dagegen sei die Einhaltung von Abständen und das Tragen von Masken – beides vor zwei Jahren für viele noch undenkbar – mittlerweile gelernt. In der Umfrage bestätigen auch 87 Prozent der befragten Gastgeber, dass Gäste bereit sind, Einschränkungen und Regeln zu akzeptieren.
Laut der Umfrage hat übrigens etwa die Hälfte der Tourismusbetriebe in den vergangenen Monate um eine Wirtschaftshilfe angesucht. „Jeder zweite von ihnen sagt, dass die Antragsstellung vom Aufwand her zwischen einer Diplomarbeit und einer Dissertation angesiedelt ist“, spielt Pfarrhofer auf die damit verbundene Bürokratie an.
Herausfordernd war die Pandemie auch auf Seite jener, die die Hilfen abwickeln mussten. Etwa die Tourismusbank ÖHT. „Wir haben vor der Pandemie durchschnittlich 160 bis 170 Anträge im Jahr abgewickelt. Dann waren es schlagartig 9.000 Anträge“, sagt Geschäftsführer Matzer. Was auffällt: In der Pandemie haben Gastronomie und Hotellerie so viel investiert wie nie zuvor – insgesamt 887 Millionen Euro. Die Schließungszeiten wurden also für Umbauten und Renovierungen genutzt – vor allem in den Top-Betrieben. Freilich auch, weil es dafür Anreize - Stichwort Investitionsprämie - gab.
Kommentare