Gastro-Sprecher: Vorwurf der Überförderung ist "eine Frechheit"
Laut den Berechnungen des gewerkschaftsnahen Momentum Instituts sind Österreichs Hotellerie und Gastronomie mit den Coronahilfen massiv überfördert worden. Viele Betriebe hätten dank der einkassierten Steuergelder in der Krise sogar ihre Gewinne gesteigert, so der Vorwurf. „Wir haben uns 502 Unternehmen genauer angeschaut und es zeigt sich, dass über 367 Unternehmen Gewinne geschrieben haben“, sagte Momentum-Ökonom Oliver Picek im ORF-Morgenjournal.
Aus Sicht von Gastro-Sprecher Mario Pulker sind die Vorwürfe „eine einzige Frechheit“: „Sie picken sich von 76.000 Betrieben 500 raus und verunglimpfen dann die ganze Branche“, so der Spartenobmann im KURIER-Gespräch. „Unter den 500 Betrieben war keine einzige Disco, obwohl die Nachtgastronomie am stärksten in der Pandemie gelitten hat“, ärgert sich der Branchenvertreter über das aus seiner Sicht völlig verzerrte Bild.
"Auslastung von 12 Prozent"
Von einer breiten Überförderung der Betriebe könne keine Rede sein. Im Gegenteil. Viele hätten die Schließungszeit für Investitionen genutzt, im Glauben, dass dieser Winter wieder ans Vorkrisenniveau anknüpft. Davon könne keine Rede sein. „Derzeit haben wir in der Hotellerie Auslastungen von 16 bis 18 Prozent - und zwar in den Skigebieten im Westen des Landes, wie auch in der Ostregion.“ Auch in den Restaurants sei die Auslastung „eine Katastrophe“, Seminare würden so gut wie gar nicht stattfinden. „Die Wirtschaft rennt in der Industrie und am Bau, nicht bei uns. So gesehen ist es eine doppelt Frechheit, dass wieder einmal die Gastronomie und Hotellerie diskreditiert werden“, so der Standpunkt das Tourismussprechers.
Währenddessen empfiehlt das Momentum-Institut die Einführung einer Sondersteuer ("Überförderungsabgabe"), um überhöhte Förderungen wieder in den Staatshaushalt zurückzuführen. "Mit Steuergeld steigende Gewinne zu subventionieren, geht eindeutig am Zweck vorbei", so der Standpunkt der gewerkschaftsnahen Organisation.
Der Momentum-Forderung nach einer Sonderabgabe schloss sich auch der stv. SPÖ-Klubobmann Jörg Leichtfried an. "Während viele kleine und mittlere Betriebe noch immer auf Unterstützung warten, haben manche Große mit den Hilfen aus Steuergeld das Geschäft ihres Lebens gemacht - auch jene mit guten Kontakten zur ÖVP", so Leichtfried. Die Regierung müsse die Coronahilfen sofort umstellen. "Es wäre nie so weit gekommen, hätte die Regierung nicht das Epidemiegesetz ausgehebelt", sagte Leichtfried laut Mitteilung. "Man hätte ein einfaches, klares Modell schaffen können, in dem alle Unternehmen eine großzügige Akontozahlung erhalten, aber am Ende des Jahres bei der Einkommenssteuererklärung abgerechnet wird."
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