Urlaub als Luxus: Viele können sich nur die Billigvariante leisten

Nach zwei Jahren Pandemie sind alle reif für die Insel. Die Urlaubslust steigt, doch bei vielen erodiert parallel dazu das Reisebudget. Das zeigte kürzlich auch eine Studie im Auftrag der Ruefa-Reisebüros. Die Inflationsspirale dreht sich nach oben. Am Ende des Geldes bleibt in vielen Haushalten immer mehr Monat übrig.
Zukunftsforscher Andreas Reiter sieht deshalb einen starken Anstieg kostensensibler Milieus, auf die sich die Reiseindustrie einstellen muss. „Mit Selbstbedienung und Automatisierung, also möglichst wenig Personal- und Kostenaufwand. Ob im Hotel oder in der Skihütte“, so Reiter bei einem Symposium der Bundessparte Tourismus in Hochfügen.
Am anderen Ende der Skala Gutverdiener, die im Urlaub bedient und rundumversorgt werden wollen. Inszenierung von Natur inklusive. Statt mit 100 anderen Gästen im überfüllten Hotelpool zu stehen, will der Gast einen eigenen Whirlpool auf der Terrasse des Ferienappartments, von dem aus er einen unverbautem Weitblick ins Tal hat. Das Frühstück wird an die Tür geliefert, danach gehts mit dem privaten Ski-Guide ins Gelände, am Abend gehts zur Kosmetik und Massage. 6-gängiges Menü vom Haubenkoch mit passender Weinbegleitung sind Ehrensache. Hohe Ansprüche, die in der Tourismusbranche auf einen notorischen Personalmangel stoßen. Nicht nur in Österreich.
Im Schwarzwald würden die Touristiker bei der Personalsuche schon bis nach Kirgistan gehen, da vor Ort kein Personal zu bekommen sei, weiß Reiter. „Wir sprechen hier von einer Region mit mehr Gästen als Salzburg Land und Strahlkraft bis in die USA und Asien."
Probleme, die man auch auf Sylt kennt, sagt Reiter. Auf der Nordseeinsel denken die Touristiker notgedrungen über den eigenen Tellerrand hinaus und wollen in einer gemeinsamen Initiative mit anderen Branchen Mitarbeiter für die Insel gewinnen: „Sie wollen mehr als Nordseeurlaub? Sie suchen einen Job? Sie lieben Sylt? Kurzum: Sie möchten bei und mit uns arbeiten? Super!“, heißt es auf einer Webseite, auf der vom Tischler bis zum Kellner jeder gesucht wird, der hilft, die Insel am Laufen zu halten. Ein Zugang, den sich auch heimische Regionen überlegen sollten, findet Reiter.
Weniger Gästebetten
Was in den Klagen über den Personalmangel fast untergeht: Der Tourismus beschäftigt immer mehr Mitarbeiter. Allein in Tirol etwa doppelt so viele als noch vor 15 Jahren. Parallel dazu sind Gästebetten vom Markt verschwunden. Es gibt weniger Privatvermieter. Die Zeiten, in denen die Hausfrau nebenbei vermietet hat, sind mehr oder weniger vorbei. Das Personalproblem ist damit nicht kleiner geworden.
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