Unruhe an den Börsen: Kann es US-Notenbank-Chef Powell richten?
Fast wichtiger noch als die Frage, wann denn in den USA nun die Zinsen steigen werden und um wieviel, wird sein, wann die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihr Milliarden-Aufkaufprogramm von Wertpapieren und damit die Geldflut im Kampf gegen die Rekord-Inflation beendet.
Diese Fragen und vor allem mögliche Antworten darauf beschäftigen Strategen, Analysten, Anleger und Wirtschaftspolitiker weltweit.
Klar ist, die Zeit des billigen Geldes geht zu Ende. Jedoch vorerst wohl nur in den Vereinigten Staaten. US-Technologie-Aktien haben das schon zu spüren bekommen. Vor allem für Startups, die auf Kredite angewiesen sind, wird die Finanzierung teurer.
Fed-Chef Jerome Powell ist damit der Mann des Tages. Alle Augen sind auf ihn gerichtet, wenn er voraussichtlich um 20.30 Uhr nach unserer Zeit in Washington vor die Kameras tritt und sich erklärt.
"Man rechnet nun mit einer Anhebung im März, drei bis vier Zinserhöhungen in diesem Jahr und einem früheren und schnelleren Beginn der quantitativen Straffung, die unserer Meinung nach im Juni oder September beginnen wird", so Tiffany Wilding, Ökonomin beim Vermögensverwalter Pimco zum anstehenden Zinsentscheid. In der Pressekonferenz könnte Powell zudem weitere Einzelheiten nennen, welche Maßnahmen die Notenbank für den Abbau ihrer Bilanz bevorzugt.
"Die Federal Reserve arbeitet für alle Amerikaner", betonte Powell, der die Fed seit Anfang Februar 2018 führt, vor kurzem. Und sagte der Inflation den Kampf an. Kein Wunder: Die US-Teuerung war zu Jahresende auf sieben Prozent gestiegen, der höchste Wert seit Jahrzehnten.
Bei der EZB in Frankfurt gehen die Uhren anders, so viel weiß man längst. Erst am Dienstag hat der Internationale Währungsfonds verkündet, dass die weltweite Inflation weitaus höher ausfallen wird als bis vor kurzem erwartet. Doch fast zeitgleich hat der EZB-Chefvolkswirt wieder einmal fest gehalten, dass man in der Eurozone von einer sinkenden Teuerung im heurigen Jahr ausgeht. Soll heißen: Wir warten ab, legen die Hände in den Schoß, tun vorerst gar nichts - außer den Kopf im Sand zu lassen.
Das hat auch einen politischen Grund: Die EZB belässt es auf Sicht bei ihrer Nullzins-Politik, weil hochverschuldete Euro-Länder wie Griechenland oder Italien ansonsten ernsthafte Budget-Probleme bekommen würden.
Und noch etwas liegt auf der Hand: Ob Zinsangst, Rekordinflation oder die Sorge um einen Krieg in der Ukraine, die Zeiten für Anleger in denen es nur nach oben ging, dürften vorerst einmal vorbei sein. Das Auf und Ab allein zwischen Montag und Mittwoch an den wichtigsten Börsenplätzen hat das eindrucksvoll belegt.
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