Zadrazil sagt im Gespräch mit dem KURIER: „Die Ökologisierung der Wirtschaft ist nicht nur ein Megatrend, der nicht aufzuhalten ist, sondern sie ist eine Notwendigkeit. Leistungsfähige Banken und ein starker Kapitalmarkt spielen eine entscheidende Rolle, um das Jahrhundertprojekt stemmen zu können.“
145 Mrd. bis 2030
Nach einer Berechnung des Umweltbundesamtes sind bis zum Jahr 2030 rund 145 Milliarden Euro an Investitionen für die grüne Transformation in den Bereichen Energie, Industrie, Gebäuden und Verkehr nötig. „Ohne die finanzielle Power der Finanzwirtschaft wird das nicht zu stemmen sein“, ist der Banker überzeugt. Jeder Euro, der in die Zukunftsfähigkeit der heimischen Wirtschaft investiert werde, steigere Österreichs Wirtschaftsleistung. „Das ist gerade in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation von großer Bedeutung“, sagt Zadrazil.
Wirtschaft nach vorne bringen
Er fordert deshalb nicht weniger als eine „nationale Kraftanstrengung“, um die Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen. Die grüne Transformation müsse dafür ins „Zentrum der politischen Wachstumspläne“ rücken.
Zadrazil wünscht sich in diesem Zusammenhang auch zusätzliche Anreize, die die Finanzierung des Mega-Projekts unterstützen würden. Ein Beispiel dafür sei die Wiedereinführung der KESt-Behaltefrist und damit Steuerbefreiung bei grünen Finanzprodukten. Ein ähnliches Projekt, wenn auch zur generellen Vorsorge und nicht auf grüne Finanzprodukte beschränkt, hat Finanzminister Magnus Brunner verfolgt, scheiterte damit jedoch am Widerstand der Grünen.
Lösungen für Wachstum
Zadrazil erinnert an die Dringlichkeit in der Causa: „Wir erleben eine wirtschaftliche Stagnation. Das ist alarmierend und genauso alarmierend ist, dass darüber derzeit öffentlich wenig diskutiert wird. Vor allem sollte eine breite öffentliche Debatte über mögliche Lösungen geführt werden. Es steht zu viel auf dem Spiel.“
Wohnbau ankurbeln
Deshalb müsse nun „rasch gehandelt werden“, sagt Zadrazil. Er plädiert dafür, den aus verschiedenen Gründen kriselnden Wohnbau „jetzt endlich anzukurbeln“. Aber auch die „Kosten für den Standort müssen sinken – das heißt Entlastung des Faktors Arbeit und Senkung der Lohnnebenkosten.“
Dass Zadrazils Vorstoß nicht von ungefähr kommt, zeigt auch der neue Konjunkturindikator aus seinem Haus. Die anhaltend schlechte Stimmung in der Industrie und am Bau hat sich stärker auf die Dienstleistungssparten übertragen. Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten erhöhten zudem den Pessimismus der Konsumenten. Daher sind auch die Chancen für eine spürbare Erholung noch vor Jahreswechsel gesunken und die Ökonomen der UniCredit Bank Austria erwarten für das Gesamtjahr 2024 eine Stagnation. Dafür zeichne sich für 2025 eine Erholung ab.
So dürfte Österreichs Wirtschaft von der Belebung der globalen Konjunktur durch die lockere Geldpolitik profitieren. Damit würden sich die Voraussetzungen für Investitionen verbessern. Und Reallohnzuwächse sollten den privaten Konsum ankurbeln. Daher erwarten die Ökonomen 2025 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent.
Allerdings habe die schwache Konjunktur einen Vorteil: Sie dämpfe die Inflation. Daher senkten die Experten ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr von 3,6 Prozent auf 3,3 Prozent. Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte fiel die Teuerungsrate erstmals wieder unter 3 Prozent. Für das Gesamtjahr gehen die Ökonomen von 3,3 Prozent und für 2025 von 2,3 Prozent aus.
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