Umwelttechnik und Smart-City-Lösungen: Wiener Firmen drängen nach Indien

Markt in Neu Delhi
Die Wiener Wirtschaftskammer will mit einer Mission im Oktober die Geschäfte mit dem rasant wachsenden Land ankurbeln

Beim G20-Gipfel, der am Sonntag in Neu Delhi zu Ende ging, vereinbarten die EU, die USA und Indien ein gigantisches Infrastrukturprojekt. Der Wirtschaftskorridor aus Schienen und Schifffahrt soll Indien unter anderem mit Europa verbinden und den Handel um 40 Prozent beschleunigen. Daraus würden sich auch neue Chancen für die österreichische Wirtschaft ergeben, sagte Hans-Jörg Hörtnagl, Handelsdelegierter der Wirtschaftskammer in Indien.

Die Wirtschaft in dem mehr als 1,4 Milliarden Einwohner zählenden Land wuchs im vergangenen Jahr um 6,9 Prozent, so stark wie keine andere Volkswirtschaft der G20-Staaten. Dazu haben enorme Investitionen in die Infrastruktur beigetragen. 120 Milliarden Dollar werden im heurigen Finanzjahr von der Regierung investiert. Zusätzliche 30 Milliarden Dollar fließen in den Bahnausbau. In den kommenden Jahren seien auch 250 Seilbahnprojekte im Wert von 15 Milliarden Dollar geplant, sagt Hörtnagl: „Ganz Indien erscheint wie eine Großbaustelle.“

Marktchancen

Für heimische Unternehmen gebe es in vielen Bereichen Marktchancen. Vom Recycling, über Tunnelbau und Flughafenmanagement, bis hin zu Alternativenergie und dem Wohnbau. Über 100 indische Städte würden an Smart-City-Konzepten arbeiten, sagte Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer. Bei solchen Technologien seien vor allem Wiener Unternehmen stark.

Die Wirtschaftskammer Wien wird im Oktober eine Wirtschaftsmission in das Land entsenden, bei der Geschäfte angebahnt und Kooperation in die Wege geleitet werden sollen. Schon heute gibt es 150 Niederlassungen österreichischer Unternehmen in Indien. Auch viele Wiener Unternehmen sind darunter. Etwa Wienerberger, das in Indien Ziegel- und Fassadenlösungen herstellt, der Schweißgerätehersteller Fronius oder das im Eisenbahnsektor tätige Unternehmen Plasser.

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Auch die Wiener Firma s::can, die Sensoren für die Messung der Wasserqualität herstellt, ist seit Anfang der 2010er-Jahre in dem Land tätig. „Indien ist unser erfolgreichster Markt“, sagt Verkaufsdirektor Robert Wurm. Sein Unternehmen hat in Indien Tausende Messstationen platziert, die Daten an die Umweltbehörden senden. Man müsse sich auf die Leute und das Land einlassen und den Markt mit langem Atem angehen, sagt Wurm. Für s::can, das in dem Bereich heute Marktführer in Indien ist, sei die Rechnung jedenfalls aufgegangen.

"Noch ein wenig unterbelichtet"

Das Handelsvolumen zwischen Wien und Indien beträgt 363 Millionen Euro. Der Anteil ist mit 0,4 Prozent am gesamten Wiener Export aber sehr gering. „Indien ist noch ein wenig unterbelichtet“, sagt Kammerpräsident Ruck. Die Exporte der Wiener Wirtschaft sind seit 2010 um das Zweieinhalbfache auf insgesamt 26,7 Milliarden Euro gewachsen.

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