G20-Gipfel in Indien: Staatschefs bekamen vegetarisches Galadinner serviert

Fünf Staats- und Regierungschefs posieren vor Flaggen beim G20-Gipfel.
Hirse, Hirse und noch mehr Hirse: Die Lieblingsgetreidesorte des indischen Premierministers wurde beim Galadinner reichlich serviert. Das hat einen ernsten politischen Hintergrund.

Beim G20-Gipfel in Neu-Delhi haben die Gastgeber den Staats- und Regierungschefs ein vegetarisches Galadinner serviert. Statt der bei diplomatischen Abendessen üblichen fleischlastigen Kost tischten die Köche unter anderem Hirsechips und Hirsepudding auf - und verschafften so der Lieblingsgetreidesorte des indischen Premierministers Narendra Modi einen großen Auftritt.

Ein gedeckter Tisch mit goldenem Besteck und einem Teller mit Salat und Wassermelone für ein Dinner zu Ehren von Narendra Modi.

Marinierter Hirse wurde auch beim Staatsdinner von US-Präsident Joe Biden mit dem indischen Premierminister Narendra Modi im Juni serviert

Als Hauptgang wurden Joe Biden, Olaf Scholz und den anderen Staatenlenkern - neben einer Jackfrucht-Galette an glasierten Waldpilzen und Kerala-Reis mit Curryblättern - kleine Hirsechips serviert. Das Hirse-Dreierlei komplettierten die Kolbenhirse-Chips mit Joghurtbällchen auf dem Vorspeisenteller und Kardamom-Hirsepudding zum Dessert.

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Hirseanbau wurde zurückgedrängt

Die Wahl der überwiegend pflanzlichen Delikatessen hat einen ernsten politischen und wirtschaftlichen Hintergrund: Der Hirseanbau, der in Indien eine jahrtausendelange Tradition hat, war seit den 1960er Jahren zulasten ertragreicher Weizen- und Reissorten zurückgedrängt worden. Hirse galt seither lange als Grundlage für Arme-Leute-Essen.

Eine Vogelperspektive auf einen Marktplatz mit Ernteprodukten, Traktoren und Menschen.

Eine Luftaufnahme zeigt Arbeiter, die amStadtrand von Bengaluru Säcke mit Hirse verschließen

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2014 ist Hindu-Nationalist Modi aber bemüht, den Hirseanbau wieder deutlich auszuweiten. Die Vorteile der traditionellen, glutenfreien Getreidesorte liegen auf der Hand, insbesondere mit Blick auf den Klimawandel: Hirse wächst doppelt so schnell wie Weizen und braucht nur 30 Prozent so viel Wasser wie Reis.

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Indiens Hirse-Plan scheint auf einem guten Weg zu sein: 2021 stieg allein der Wert der aus Indien exportierten Hirse auf umgerechnet knapp 60 Millionen Euro - ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.

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