Umstrittener Deal mit René Benkos Flinten und Büchsen

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Die Ermittler der SOKO Signa haben einen spannenden Abschlussbericht zu den Jagdwaffen vorgelegt.

Zwischen November und Dezember 2023 ist das Signa-Imperium von Gründer René Benko wie ein Kartenhaus eingestürzt. Mittlerweile hat sich ein Schuldenberg von 40 Milliarden Euro angehäuft. Im März 2024 ist auch René Benko als Einzelunternehmer in die Pleite geschlittert, die Verbindlichkeiten haben sich bei 2,69 Milliarden Euro eingependelt.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt in 14 Ermittlungssträngen gegen Benko & Co.

Ein mehrteiliges Faktum betrifft die Insolvenz Benkos. Im ersten Strafprozess ist der Tiroler wegen betrügerischer Krida zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Er habe seiner Mutter rechtswidrig 300.000 Euro geschenkt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der zweite Prozess beginnt am 10. Dezember. Diesmal geht es um Vermögenswerte (120.000 Euro Bargeld, 250.000 Euro Uhren), die in einem Tresor im Haus von Verwandten seiner Frau versteckt wurden. 

Verkauf ans Forstgut

Nun liegt ein weiterer Abschlussbericht der SOKO Signa vor. Der Ermittlungsstrang heißt: Waffen. Der Verdacht: wieder betrügerische Krida. „René Benko ist verdächtig, er habe als Schuldner mehrerer Gläubiger in Innsbruck Bestandteile seines Vermögens verheimlicht, beiseitegeschafft, veräußert oder sonst sein Vermögen wirklich und zum Schein verringert und dadurch den Befriedigungsfonds für seine Gläubiger vereitelt oder zumindest geschmälert“, heißt es in dem Abschlussbericht.

Dazu soll „er sechs Flinten und Büchsen, welche ursprünglich von ihm angekauft wurden, mit Rechnung vom 10. Oktober 2023 um 100.564,20 Euro an die Forstgut Stmk. GmbH & Co. KG verkauft haben; wobei diese Langwaffen tatsächlich nie an die Forstgut Stmk GmbH & Co. KG übergeben wurden, sondern weiterhin unentgeltlich in der Verfügungsmacht des René Benko verblieben sind“.

Bei Razzia gefunden

Der Kaufpreis soll Tage später auf einem Konto Benkos gutgeschrieben und der gutgeschriebene Rechnungsbetrag „für die Kosten seiner Lebensführung“ verwendet worden sein. Tage später verkaufte er weitere drei Waffen für 25.000 Euro an das Forstgut.

Alle Waffen wurden im Juni 2024 bei einer Razzia in Benkos Villa in Innsbruck-Igls sichergestellt.

Die Forstgut Stmk. GmbH & Co. KG gehört mittelbar zur Laura Privatstiftung. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Signa-Pleitier der „faktische Machthaber“ der Laura Privatstiftung und ihrer Töchter ist. Oder anders gesagt: Diese Stiftung ist de facto das Familienunternehmen der Benkos.

Wenige Monate vor der Pleite

Dazu muss man wissen, dass die Laura Privatstiftung die Forstgut-Gesellschaft erst mit finanziellen Mitteln ausstatten musste, damit sie überhaupt erst die Waffen kaufen konnte. 

Insolvenzexperte Gerhard Weinhofer von Creditreform sagt, dass Rechtsgeschäfte innerhalb einer Familie laut Insolvenzordnung zehn Jahre zurück angefochten werden können. Sauber wäre eine Verwertung der Waffen durch den Masseverwalter gewesen.

„Zumal der Zeitpunkt des Verkaufs der Waffen im engen zeitlichen Zusammenhang (…) mit der Insolvenz der Signa Holding steht, ist nicht ausgeschlossen, dass der Verkauf der Waffen (…) mit dem Ziel erfolgte, den Befriedigungsfonds für Gläubiger zu verringern, zumal über René Benko nur wenige Monate nach dem Verkauf ein Konkursverfahren eröffnet wurde“, heißt es im Abschlussbericht weiters.

Nichts zu beanstanden?

Geht es nach René Benko, dann sind die Waffenverkäufe nicht zu beanstanden. Im Gegenteil, die Waffen wurden zum Anschaffungswert veräußert.

„Der für die erste Tranche der Waffenverkäufe angesetzte Verkaufspreis von 100.564 Euro liegt 10.564 Euro über dem vom Sachverständigen ermittelten Verkehrswert der Waffen in Höhe von 90.000 Euro“, heißt es in einer Stellungnahme Benkos. „Es kann daher keinesfalls der Vorwurf aufrechterhalten werden, dass die in Rede stehenden Waffen von Herrn René Benko unterpreisig verkauft wurden.“ Auch sei damit „eindeutig widerlegt, dass René Benko sein Vermögen verringert und die Befriedigung der Gläubiger geschmälert“ habe.

Das sagt der Masseverwalter

„Ich möchte, dass diese Waffen der Konkursmasse ausgehändigt werden“, sagt Benkos Masseverwalter Andreas Grabenweger zum KURIER. „Das wurde bis dato verweigert, mit der Begründung, dass sie rechtswirksam verkauft wurden.“ Nachsatz: „Ich habe auch noch keine Rechnungen gesehen. Daher ist das eine noch nicht abgeschlossene Frage für mich.“

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