Mitarbeiter eingezogen: Baumit muss Werke in der Ukraine schließen

Mitarbeiter eingezogen: Baumit muss Werke in der Ukraine schließen
Männliche Mitarbeitende wurden in die Armee eingezogen. Der heimische Baustoffhersteller hat ein Trockenmörtelwerk und eine Nassproduktion in der Ukraine.

Der Krieg in der Ukraine trifft auch heimische Unternehmen mit Geschäftstätigkeit in Russland oder der Ukraine, unter anderem den heimischen Baustoffproduzenten Baumit mit Sitz in Wopfing (Niederösterreich). "Die Firma in der Ukraine ist nicht mehr in Betrieb", erklärte Baumit-Geschäftsführer Georg Bursik Freitagvormittag im Rahmen der Bilanz-Präsentation seines Unternehmens.

Die Baumit Ukraina OOO hat rund 70 Mitarbeitende in der Ukraine. Man versuche, den Familien vor Ort zu helfen, bis zur Möglichkeit sie aus dem Land zu holen, was aber schwierig sei. Die männlichen Mitarbeitenden aber wurden zum Wehrdienst eingezogen. Der Umsatz hier sei zwar relativ klein, aber bedeutend, so Bursik. "Bei unserem Geschäftsführer scheint es so zu sein, dass er für Dolmetschdienste eingesetzt wird, weil er relativ gut Deutsch und Englisch spricht", so Bursik gegenüber dem KURIER.

In Russland laufe bisher alles wie gehabt, hier habe man ähnlich viele Mitarbeitende. Rohstoffe aber bekäme man aktuell nur gegen Vorkasse. "Das war aber bereits in den vergangenen Wochen so." Was die angekündigten Sanktionen angeht, glaubt Bursik nicht, dass sein Unternehmen diese betreffen werden. Er hält die jetzt angekündigten Sanktionen für "Lippenbekenntnisse". Würde man Russland wirklich schaden wollen, dürfe man konsequenterweise dort kein Gas mehr kaufen. Europa halte das aber nur zwei Monate aus. "Das hält Russland auch aus", so Bursik.

Kritik an Energiepolitik

Kritik übte Bursik an der mangelnden Energiepolitik Europas und auch Österreichs. Es reiche nicht, zu sagen, man steige aus der Atomkraft aus und verbiete fossile Energieträger. Der Strombedarf steige ja weiter. "Dann muss Europa einen Plan haben, wie dieser Strom zur Verfügung gestellt wird." Er sei dafür, dass man in Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft investiere - "aber man muss es machen". Aktuell würden die Genehmigungsverfahren oft mehrere Jahre dauern.

Energie sparen

Generell gelte es auch, Energie einzusparen, denn die beste Energie sei die, die man gar nicht verbrauche. Bei Baumit wird dahingehend investiert, etwa in eine PV-Anlage in Wopfing im Vorjahr. Man selbst habe in Sachen Nachhaltigkeit unter anderem ein neues Produkt auf den Markt gebracht, einen Recycling Beton der Serie "Go2morrow", dessen Rohstoffbasis aus recycelter Körnung besteht.

Allerdings halte sich die Kaufbereitschaft der Menschen noch in Grenzen, da das Produkt teurer ist, bedauert Bursik. Er plädierte einmal mehr für mehr Dämmmaßnahmen an die Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer. "Das rechnet sich im Haus nach 6 bis 7 Jahren. Österreich und Europa hat da noch genug Potenzial." Es gebe nichts nachhaltigeres, als ein Gebäude möglichst lange zu nutzen.

Bilanz 2021

Im abgelaufenen Jahr 2021 hat Baumit Österreich den Umsatz um knapp 11 Prozent auf rund 290 Millionen Euro gesteigert. Eine starke Nachfrage aus den benachbarten Ländern habe da geholfen, so Bursik. Zum Ergebnis wurde keine Zahl genannt, es sei aber nicht entsprechend gut ausgefallen, was an den Rohstoff- und Energiepreissteigerungen lag, die "uns stark getroffen haben". Das Ergebnis lag unter jenem von 2020. Der Stand an Mitarbeitenden wurde auf 700 Personen ausgebaut. Baumit hat im Vorjahr 16 Millionen Euro in Standorte in Österreich investiert. Die Exportquote des Unternehmens liegt konstant bei 20 Prozent.

Per 1. Jänner habe man angesichts gestiegener Rohstoff- und Energiekosten die Preise der Produkte um 15 Prozent angehoben. Man selbst rechne bei gewissen Rohstoffen mit weiteren Preissteigerungen von 15 bis 20 Prozent für die ersten zwei Quartale. Daher werde man "um weitere Preiserhöhungen nicht herumkommen", so Bursik. Ein Ende der Preisdynamik bei Energie und Rohstoffen sehe er aktuell nicht.

Ausblick 2022

Für 2022 rechnet Bursik mit einem gleichbleibenden Absatz, der Umsatz werde um die Preiserhöhungen steigen, also rund 15 Prozent. "Wir hoffen, dass das Ergebnis heuer besser wird", so Bursik. Auch, weil viele Investitionen anstünden, auch zum Thema Umweltschutz.

In der österreichischen Holding "Baumit Beteiligungen GmbH" sind alle Firmen der Baumit-Gruppe, von Wopfinger Transportbeton und die Beteiligungen an den Kalkund Füllstoffaktivitäten Eurofillers gebündelt. Das sind rund 45 Firmen. Die Gruppe hat 2021 in 25 Ländern einen Umsatz von 1,44 Milliarden Euro erwirtschaftet und beschäftigt 4.500 Mitarbeiter. Darüber steht die Schmid Industrieholding, die im Vorjahr rund 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftete.

Kommentare