Ukraine-Krieg und hohe Energiepreise bremsen Österreichs Außenhandel

Symbolbild
Die Abhängigkeit von Energieimporten aus autoritären Staaten sollte reduziert werden, sagen Experten. Sonst sei die Wirtschaft verwundbar

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen hohen Energiepreise und Rohstoffengpässe belasten auch die österreichische Außenwirtschaft. Die Gesamtexporte von Waren und Dienstleistungen sind zwar 2022 um 8,8 Prozent gestiegen, die Importe um 5,1 Prozent. Doch der positive Mengeneffekt im Warenhandel konnte vom (negativen) Preiseffekt nicht ausgeglichen werden. Folglich hat sich die Warenhandelsbilanz verschlechtert.

Das Handelsbilanzdefizit 2022 stieg um 7,6 Milliarden auf 20,5 Milliarden Euro. Das geht aus dem Jahresgutachten zur Außenwirtschaft des Kompetenzzentrums „Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft“ (FIW) hervor, das Wirtschaftsminister Martin Kocher am Dienstag präsentierte.

„2023 wird ein schwieriges Jahr für die österreichische Außenwirtschaft, die internationalen Rahmenbindungen sind nicht gut“, sagt Wifo-Ökonom Harald Oberhofer. „Unsere Prognose geht davon aus, dass der österreichische Außenhandel stagnieren wird, das betrifft sowohl die Exporte wie die Importe.“ Das Wachstum der Exporte wird lediglich 0,3 Prozent betragen, das der Importe 0,9 Prozent.

Beim reinen Warenhandel wird sich das Wachstum auf 0,1 Prozent abflachen. Im Vorjahr war der Dienstleistungshandel vor allem von den Reiseverkehrsexporten, sprich den Reisen nach Österreich, getragen, weil es einen Aufholeffekt nach den Covid-Beschränkungen gab.

„Heuer wird diese Nachfrage zurückgehen, das hat mit der Inflation zu tun“, sagt Oberhofer. Gleiches gilt für die Reiseverkehrsimporte, sprich die Auslandsreisen der Österreicher.

Leistungsdefizit

Außerdem werden sich die Preise für die Exporte und Importe unterschiedlich entwickeln. Als Folge davon wird sich das Handelsbilanzdefizit heuer um 2,8 Milliarden auf 23,3 Milliarden Euro erhöhen. Durch die stärker steigenden Dienstleistungsimporte und das Defizit in der Warenhandelsbilanz wird das Leistungsdefizit heuer 1,8 Milliarden Euro betragen. Das ist das erste Mal seit 2001. „Die Importe von Energieträgern sind teurer geworden, das treibt das Handelsbilanzdefizit. Und wird es noch im nächsten Jahr treiben“, sagt Minister Kocher. „Mittelfristig ist das Ziel der Bundesregierung aus fossilen Energieträgern auszusteigen.“ Im Vorjahr sei schon viel geschehen.

Autoritäre Staaten

„Jetzt wird versucht, mehr Erdgas aus anderen Quellen als Russland zu beziehen“, sagt Kocher. „Es ist vergangenes Jahr schon viel Gas aus Norwegen und anderen Bereichen gekommen.“

Und Ökonom Oberhofer fügt hinzu: „Wichtig ist, dass wir nicht wieder von einem solchen Schock getroffen werden und wir die Abhängigkeit reduzieren. Wir brauchen langfristig für die Industrie Energiepreise, die wettbewerbsfähig sind.“

Laut dem Jahresgutachten „birgt die Importabhängigkeit bei Energieträgern vor allem aus autoritären Staaten ein Versorgungsrisiko und macht die europäische, aber auch die österreichische Wirtschaft verwundbar“. Laut Kocher sei es aber „eine Illusion, dass die Handelspolitik nur mit demokratischen Staaten funktionieren kann“.

„Man muss das realistisch sehen“, sagt der Wirtschaftsminister. „Ich glaube, Handel mit diesen Staaten kann dazu führen, dass sich diese autoritären Staaten öffnen.“

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