Ex-Casinos-Chef: Beratungsvertrag, aber keine Leistung

Ex-Casinos-Chef: Beratungsvertrag, aber keine Leistung
Zum vorzeitigen Abgang: War nie daran gedacht, die Leistung auch einzufordern

Dass Vorstände bei den teilstaatlichen Casinos Austria ihre Verträge bis zum Ende ihrer Laufzeit abdienen, kommt in letzter Zeit selten vor. Geld spielt dabei keine Rolle. So musste auch Karl Stoss, Vor-Vorgänger der derzeitigen Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner, ein halbes Jahr vor Auslaufen seines mit Ende 2017 terminisierten Vertrages gehen. Obwohl der ÖVP-nahe Top-Manager die Auslandstochter CAI saniert und eine Rekordbilanz hingelegt hatte. Stoss passte dem neuen Großaktionär, der Sazka Group, nicht.

Wie Tradition im Casinos-Konzern (Casag), wurde auch Stoss großzügig abgefertigt. Die Abfindung und die Abgeltung von Urlaubstagen beliefern sich auf mehr als zwei Millionen Euro. Dazu gab’s einen Konsulentenvertrag bis Ende 2019. Für rund 150.000 Euro im Jahr sollte Stoss seinem Nachfolger, dem Sazka-Kandidaten Alexander Labak, beratend zur Seite stehen.

Dieser Vertrag wird von Labak in dessen Einvernahme bei der Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft thematisiert.

Casinos Austria: Alexander Labak zum Vorstand ernannt

Karl Stoss - Casinos-Chef bis Mitte 2017

Nachfolger Alexander Labak (rechts) - Casinos-Chef bis Mitte 2019

Labak sagte am 18. Dezember 2019 als Zeuge in der Casinos-Affäre aus.Der vor dem Casinos-Job international tätige Labak sollte als neuer Casinos-Chef die österreichischen Usancen rasch kennenlernen. Gegenstand des vom Aufsichtsratspräsidium unterzeichneten Beratungsvertrages „wäre eine von mir abzurufende Beratungsleistung gewesen. Ich war allerdings in die Frage, ob das notwendig wäre, nicht eingebunden“, sagte Labak.

Ex-Casinos-Chef: Beratungsvertrag, aber keine Leistung

Dass solche Beraterverträge nach dem Ende von Vorstandsjobs  Österreich üblich sind, stimmt schon

Ihm sei erklärt worden, „dass ein solcher Beratungsvertrag in Österreich nach Beendigung eines Vorstandsvertrages durchaus üblich sei und dass für den Vertrag ein wirkliches Abrufen der Leistungen nicht notwendig sei“. Das sei so gemeint gewesen, dass Stoss keine Leistung erbringen müsse, sondern nur bereit halten (siehe Faksimile oben).Er, Labak, hätte daraufhin gemeinsam mit seinem damaligen Vorstandskollegen Dietmar Hoscher (inzwischen mit mehr als vier Millionen Euro abgefunden), eine einvernehmliche Auflösung des Vertrages erzielt. Stoss habe dabei auf einen Teil der ihm vertraglich zustehenden Zahlungen verzichtet.

Vielleicht wäre es besser gewesen, Labak hatte die Beratung seines Vorgängers doch in Anspruch genommen. Stoss, Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC), ist hervorragend vernetzt und hat viel Management-Erfahrung. Labak sorgte mit seinem Führungsstil und Auftreten im Unternehmen binnen kürzester Zeit für derart viel Wirbel, dass sich selbst Sazka bald von ihm distanzierte. Labak wurde heuer ebenfalls mit mehr als zwei Millionen vorzeitig verabschiedet. Sein Erinnerungsvermögen dürfte mittlerweile etwas getrübt sein. Vor den Staatsanwälten schwärmte er doch tatsächlich von einer guten Zusammenarbeit des Vorstandes.

 

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