Kurzarbeit und Fixkostenzuschuss als Rettung für die Stadthotellerie? Oliver Braun von der Wiener Gerstner Group (Catering, Konditorei, vier Hotels) schüttelt den Kopf. „Die Städte wurden bei den Hilfsmaßnahmen vergessen“, findet Braun, dessen Unternehmen mit Caterings von Bällen und Kongressen gut im Geschäft war. Jetzt gibt es in Wien weder Touristen noch Feste. Gerstner musste 300 seiner 600 Mitarbeiter kündigen. Obwohl sein Unternehmen noch im März schuldenfrei gewesen sei, könne es unter diesen Voraussetzungen liquiditätsmäßig nicht lange überleben.
Das Instrument der Kurzarbeit und die Mehrwertsteuersenkung würden ihm wenig helfen. „Habe ich viel Umsatz, so wie Kollegen in der Ferienhotellerie, macht eine Umsatzsteuersenkung auf fünf Prozent viel aus. Aber wir in der Stadt haben de facto keine Umsätze.“
Ähnlich zahnlos sei die Kurzarbeit. „Sie eignet sich für Produktions-, aber nicht für Dienstleistungsbetriebe. Wir können das jetzt verlorene Geschäft später nicht mehr aufholen.“ Auf den Lohnnebenkosten bleibe er trotz Kurzarbeit sitzen, genauso wie auf Urlaubsansprüchen, die Mitarbeiter auch ansammeln, wenn sie zu 90 Prozent Zuhause bleiben. „Die Unternehmerschaft kommt damit in die Geiselhaft des Arbeitsmarktservice“, findet Braun.
Differenzierte Lösung
Aus seiner Sicht, müsste die Politik mit ihren Hilfen differenzierter vorgehen und Branchenlösungen vorlegen: „Das ist zwar mühsam, aber dringend notwendig, weil so wie jetzt kann die Stadthotellerie nicht überleben.“
Denn auch der Fixkostenzuschuss II verschiebt und vernebelt das Problem nur, die Personalkosten würden ja bleiben. „Die Betriebe verbrennen so weiter Eigen- und Fremdkapital und haben nicht einmal das Geld, um Mitarbeiter abzubauen. Weil sie die Abfertigungen nicht zahlen können. Also greifen sie zum ’goldenen Schuss’, also zur Kurzarbeit III“, sagt Braun. Insolvenzen würden verzögert, Staatsgeld verbrannt werden.
Aber was würde helfen? Geht es nach den Vorstellungen von Braun, sollten die Unternehmer das Heft wieder selbst in die Hand nehmen. „Sie gingen unter falschen Voraussetzungen in die Hilfsprogramme. Stellt man ihre Finanzsituation zum Ausbruch der Krise als letzte Staatshilfe wieder her und lässt sie unternehmerisch entscheiden, ist am meisten geholfen“, meint Braun. Wie die Betriebe damals finanziell da gestanden sind, sei ja in den Büchern klar ersichtlich. „Wir können nicht ewig am Tropf der Politik hängen. Das kann sich kein Staat leisten.“
Übrigens finden Hotels trotz allem Käufer. Die Wiener Immobilien- und Garagendynastie Breiteneder hat das Ringstraßenhotel The Ring um knapp 29 Millionen Euro gekauft, berichtet das Wirtschaftsmagazin Gewinn. Ob es ein Hotel bleibt, bleibt abzuwarten.
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