Tourismus: Urlaubsgutschein für alle wird nicht reichen

Tourismus: Urlaubsgutschein für alle wird nicht reichen
Gewerkschafter fordert 1.000 Euro für alle zur Rettung der Saison. Doch wie die Saison läuft, wird ganz wo anders entschieden

Manche Dinge aus dem Wiener Wahlkampf sollten am besten auf ganz Österreich ausgerollt werden, denkt offenbar Roman Hebenstreit. Der Chef der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida fordert einen „Österreich-Gutschein“, bestenfalls im Wert von 1.000 Euro.

Mit diesem soll man wahlweise innerhalb der Landesgrenzen auf Urlaub fahren, beim Wirt ums Eck essen oder regional einkaufen gehen können, schlägt Hebenstreit in einem Interview mit der APA vor. Die Idee dahinter: Auf diese Weise würde das Geld schneller bei den Betrieben ankommen als jene Förderungen, die derzeit in einem Abwicklungsprozedere feststecken.

„Gut. Nett. Passt.“

Beim neuen Tourismusobmann in der Wirtschaftskammer kommt dieser Vorschlag erwartungsgemäß gut an: „Gut, nett, passt. Da haben wir nichts dagegen“, sagt Robert Seeber. Schließlich würde der Linzer Gastronom wie seine Branchenkollegen davon profitieren. Allerdings wären solche Gutscheine wohl auch nicht viel mehr als ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. Deswegen sieht selbst Seeber darin kein Allheilmittel. Bevor man jetzt viel Zeit mit der Klärung der Frage, ob so ein Gutschein beihilfenrechtlich durchgeht, vertut, solle man doch besser schauen, dass der Fixkostenzuschuss II genehmigt wird, relativiert der Tourismusobmann.

Tourismus: Urlaubsgutschein für alle wird nicht reichen

Robert Seeber: „Eine Vorverlegung auf 22 Uhr ist Gift für uns, es ist geschäftsschädigend“

Ob die Wintersaison ein Erfolg oder ein Bauchfleck wird, wird allerdings auch ganz wo anders entschieden. Dort, wo die Reisewarnungen ausgesprochen werden. Bleibt die Corona-Ampel auf Rot, wird es in vielen Tourismusorten dunkel bleiben. Ob eine Vorverlegung der Sperrstunde – so wie sie in Tirol, Salzburg und Vorarlberg gerade getestet wird – gegensteuern kann, ist in der Branche heftig umstritten. Seeber hält nichts davon, im Gegenteil. „Eine Vorverlegung auf 22 Uhr ist Gift für uns, es ist geschäftsschädigend.“ Er bezweifelt zudem, dass die vorgezogene Sperrstunde überhaupt dazu beiträgt, die Zahl der Neuinfektionen zu senken. „Die Leute sagen die Feierlichkeit im Lokal ab und lassen sich das Catering nach Hause kommen. Und dort ist dann alles wurscht“, erzählt er aus der Praxis.

Gewerkschafter Hebenstreit hat gestern übrigens auch eine Urlaubs- und Abfertigungskasse für die Tourismuswirtschaft vorgeschlagen – nach dem Vorbild der Baubranche, für die es die BUAK (Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse) gibt. Davon hält der Tourismusobmann wenig. „Meines Erachtens ist das für den Tourismus nicht geeignet und würde nur noch mehr Bürokratie, aber keine Vorteile bringen.“

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