Doch der Massenansturm der Touristen - allen voran Briten und Deutsche - hat natürlich seine Schattenseiten. Immer öfter wird in Hotspots wie Barcelona oder Malaga, auf Mallorca oder den Kanaren gegen die "reichen Ausländer" protestiert, die Ferienwohnungen kaufen und damit die Preise anheizen und die Wohnungsnot verschärfen.
Die Ausländer, so sehr man von ihnen profitiert, werden auch für Staus, Lärm und Schmutz verantwortlich gemacht. So gut wie alle spanischen Regionen haben sich deshalb der Nachhaltigkeit und einem ressourcenschonenden Tourismus verschrieben. Das zeigt sich eindrucksvoll auf der ITB, der weltgrößten Tourismusfachmesse in Berlin.
"Du hast es dir verdient"
Ballermann war gestern, heute sind es die Wander- und Radrouten, Yoga und Kultur, Kulinarik und Familie, die bei den Touristikern im Vordergrund stehen. Selbst das im Oktober von einer Flutkatastrophe heimgesuchte Valencia bewirbt sich schon wieder als nachhaltiges Reiseziel. Während das generelle Tourismusmotto noch klassisch klingt: "Spanien, du hast es dir verdient", sind es bei den Messeständen zwischen Katalonien im Norden und Andalusien im Süden längst die sanfteren Töne und das Mittelmeerfeeling, die im Vordergrund stehen. Schließlich geht es um die Abkehr von immer neuen Rekorden.
Marga Prohens, Regionalpräsidentin von Mallorca, dem führenden Urlaubsziel Spainens, stellte in Berlin - stellvertretend für andere Regionen - einen Pakt des Wandels vor. Er soll in einem breit angelegten Dialog- und Transformationsprozess das Wohlergehen von Einwohnern und Besuchern in Einklang bringen.
140 soziale, wirtschaftliche und politische Einrichtungen sind beteiligt. Sie arbeiten an gemeinsamen Zielen und Maßnahmen. "Alles, was wir tun, berücksichtigt die Nachhaltigkeit und das Wohlergehen der Einwohner und bietet den Besuchern das beste Erlebnis", sagt die konservative Politikerin Prohens.
Konkret geht es um Dinge wie die verstärkte Kontrolle illegaler Tourismusangebote oder die bessere Koordination der Investitionen zur Förderung des angestrebten Paradigmenwechsels zu mehr Nachhaltigkeit und Schutz der Ressourcen. Zeitgleich wird in ganz Spanien die Tourismusabgabe pro Gast und Nacht auf 15 Euro verdoppelt, um Mittel im Kampf gegen die Wohnungsnot frei zu machen - oder werden Buchungsplattformen wie Airbnb & Co schärfer reguliert.
War in der Vergangenheit alles auf Nächtigungszahlen, Umsatz und Rentabilität ausgerichtet, soll es künftig auf Mallorca und anderswo in Spanien - auch - mehr nach den Erfordernissen des Klimawandels und dem Wohlergehen der Bürger gehen.
Doch eine Abkehr vom ewigen Wachstumszwang bedeutet das alles noch nicht. So sind bereits auch auf Mallorca längst wieder zahlreiche Luxusanlagen, Großresorts sowie Boutiquehotels in Fertigstellung, als ob nicht jeder Boom auch einmal ein Ende finden könnte.
Allen voran sollen bereits im Sommer die ersten Gäste im Mandarin Oriental Punta Negra begrüßt werden. Es handelt sich um das erste Resort der chinesischen Luxuskette in Europa. Bisher war Mandarin Oriental vor allem in Millionenstädten oder Jetset-Hochburgen präsent.
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