2012: Tourismus-Jahr der Rekorde

epa01158187 Skiers at the Rettenbach Glacier in the winter sports resort Soelden, Tirol, Austria 27 October 2007. The Alps are currently receiving excellent pre-season falls which has led to the first resort openings for 2007/08 and great snow conditions at the already-open year-round glacier resorts. EPA/HANS KLAUS TECHT
Die Zahlen sind die besten seit 20 Jahren: Das abgelaufene Jahr brachte dem Tourismus Zuwächse in allen Bereichen.

„Hoteliers kaufen ihren Kindern zu kleine Schuhe, damit sie von klein auf Jammern lernen“, geben Sprücheklopfer gerne zum Besten. Anlässlich der Tourismusbilanz 2012 war in der Branche aber auch Jubel angesagt. Noch nie haben sich so viele Touristen für einen Urlaub in Österreich entschieden wie im Vorjahr. Die Betriebe beherbergten mehr als 36 Millionen Gäste, davon reisten mehr als 24 Millionen aus dem Ausland an. Die Nächtigungsbilanz weist den höchsten Wert seit zwanzig Jahren aus und damit das drittbeste Ergebnis, seit es Aufzeichnungen gibt.

Die positive Bilanz zieht sich quer durch alle neun Bundesländer. Zugkraft hat freilich das Tourismusland Tirol, das 2012 ein Plus von 3,8 Prozent ausweist. Ein Drittel der gesamten Gästenächtigungen Österreichs entfällt auf das gewichtige Tourismusland. Allein in der Gemeinde Sölden (rund 4300 Einwohner) nächtigen fast so viele Gäste wie im gesamten Burgenland.

„Wer heute die Arme zum Jubeln in die Höhe reißt, soll sie morgen wieder zum Arbeiten runternehmen“, bremst Tourismusobmann Hans Schenner die allgemeine Feierlaune. Während die Reservierungsmaschinen im Städtetourismus brummen, bleiben in der Ferienhotellerie viele Betten „kalt“. Die Städte haben ihre Buchungszahlen binnen zehn Jahren um 43 Prozent nach oben geschraubt und lassen damit ländliche Regionen alt aussehen (+6,4 Prozent). Das belegen die Zahlen der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV).

Kassasturz

2012: Tourismus-Jahr der Rekorde
Hoteliers sehen den Jubel um steigende Nächtigungszahlen daher zunehmend kritisch. Für sie zählt, was am Ende des Tages in der Kassa ist. Sprich, wie gut der Betrieb ausgelastet und zu welchen Preis das Zimmer vermietet wurde. Der Konkurrenzkampf in der Branche ist alles andere als gemütlich. Jenseits der Landesgrenzen mausern sich immer mehr Städte und Regionen zu Tourismusdestinationen. Und auch in Österreich gibt es immer mehr Betten. In Wien eröffnet ein Hotel nach dem anderen.

Allein im vergangenen Jahr kamen laut Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner 2600 Betten hinzu. Dieses Jahr rechnet er mit einem noch größerem Zuwachs. „Das tut der Preisentwicklung nicht gut“, findet Michaela Reitterer, selbst Hotelier in Wien und seit dieser Woche ÖHV-Präsidentin. „Das ist kein Hospitality-Business mehr, sondern ein Immobilien-Business – es sind nicht mehr Hoteliers die bauen“, stellt sie fest. Hotelprojekte in Wien würden bei Investoren gerade hoch im Kurs stehen – ebenso wie die Trennung zwischen Eigentümer und Betriebsgesellschaft. „Geld sicher in Immobilien anlegen ist im Moment der große Deal, einen Hotelier als Mieter nehmen ist im Moment der zweite große Deal“, sagt ÖHV-Co-Chef Gregor Hoch, selbst Hotelier in Lech am Arlberg.

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