Lieferkette statt Corona: Top-Forscher mit neuer Aufgabe

Lieferkette statt Corona: Top-Forscher mit neuer Aufgabe
Neues Institut Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) in Wien gegründet. Es soll drohende Produktions- und Lieferengpässe rechtzeitig erkennen.

„Die Lieferkettenthematik ist eingebettet in übergeordnete Risken wie zum Beispiel geopolitische Zerwürfnisse und Handelskriege und den Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels, dessen Bekämpfung neue Produktionsstrukturen und Geschäftsmodelle erfordern wird“, heißt es auf der Homepage. „Das Institut stellt Daten- und Wissensgrundlagen zur Verfügung und fungiert als erster Ansprechpartner für die Analyse, Bewertung und Ableitung von Handlungsempfehlungen für zeitkritische und komplexe Fragestellungen im Zusammenhang mit Wertschöpfungsketten.“

Die Rede ist vom neuen Forschungsinstitut „Supply Chain Intelligence Institute Austria“ (ASCII). Das Institut wird sich unter der Leitung des Komplexitätsforschers Peter Klimek die nächsten fünf Jahre der Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten widmen. So sollen u. a. drohende Engpässe rechtzeitig erkannt werden. Das Wirtschaftsministerium stellt dafür dem ASCII 7,5 Millionen Euro und das Land Oberösterreich 2,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Leitung in Wien

Getragen wird diese Einrichtung von den Gründungsorganisationen Complexity Science Hub (CSH) Vienna, dem Logistikum der Fachhochschule (FH) OÖ, dem Verein Netzwerk Logistik (VNL) und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Das ASCII wird vom CSH in Wien aus geleitet und erhält einen zweiten Standort in Steyr.

Im Zuge der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Verpackungsmaterial, Computerchips, Einzelteilen für Autos und von Medikamenten zurückgegangen. Die wirtschaftlichen Folgeschäden waren teilweise in weitem Umfang zu spüren. Wie rasch ein Engpass eintreten kann, zeigt die Verknappung von Obst und Gemüse in Großbritannien.

„Wir haben hier tatsächlich ein Problem“, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) am Montag.

Mit seinem Fokus auf die Zusammenhänge zwischen Komplexitätsforschung, Ökonomie und Logistik soll ein „Vorzeigeinstitut“ geschaffen werden. Europaweit gebe es derzeit nichts Vergleichbares, meinte WIFO-Chef und ASCII-Präsident Gabriel Felbermayr. Vor allem der immer deutlichere Klimawandel habe Auswirkungen auf die Lieferketten und könne diese grundlegend verändern.

Unerwartete Stellen

Erste Themen werden die Abläufe rund um die weitreichenden Verknüpfungen bei Produktions- und Verteilungsprozessen von Mikrochips und Medikamenten sein. Laut Klimek hat sich u. a. gezeigt, dass Engpässe an ganz unerwarteten Stellen auftreten können, wie etwa beim Verpackungsmaterial für Medikamente.

Der Top-Forscher wird sich um den Aufbau und Betrieb des neuen Instituts kümmern, bleibt aber auch weiter in reduziertem Ausmaß an der Medizinischen Universität Wien und am CSH tätig, wie er der APA bestätigte.

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